Großer Blumenberg: Ein klassizistisches Wahrzeichen in Leipzig

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Großer Blumenberg: Ein klassizistisches Wahrzeichen in Leipzig

Historisches Wohn- und Geschäftshaus im Herzen der Stadt

Der Große Blumenberg, auch bekannt als Großer Blumberg, ist ein bedeutendes Wohn- und Geschäftshaus am Richard-Wagner-Platz in Leipzig. Es gilt als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse des klassizistischen Baustils im Stadtzentrum und wurde von dem Architekten Albert Geutebrück (1801–1868) entworfen. Der heutige Bau entstand zwischen 1826 und 1832 und stellt ein eindrucksvolles Beispiel für die städtebauliche Entwicklung Leipzigs im 19. Jahrhundert dar.

Großer Blumenberg (1915) / Public Domain
Großer Blumenberg (1915) / Public Domain

Lage und Architektur

Das Gebäude liegt an der Südseite des Richard-Wagner-Platzes und trägt die Adresse Richard-Wagner-Platz 1. Es handelt sich um einen vierstöckigen Baukörper mit einem kurzen Seitenflügel entlang der Großen Fleischergasse sowie einem längeren Flügel an der Westseite. Die Hauptfassade des Gebäudes erstreckt sich über eine Länge von 56 Metern und umfasst 17 Fensterachsen.

Der Mittelrisalit der Fassade wird durch vier Pilaster mit korinthischen Kapitellen gegliedert und ist mit einem Dreiecksgiebel versehen. Das Hauptgesims zeigt einen Zahnschnitt, und auf den Fensterverdachungen sind Akroterien angebracht. Das Erdgeschoss ist mit Quaderputz versehen und beherbergt restaurierte Schinkel-Gasleuchten aus der Zeit um 1900, die heute auf elektrischen Betrieb umgestellt sind. Das Gebäude besitzt ein Walmdach mit kleinen Halbrundgauben, die den klassizistischen Charakter unterstreichen.

Der westliche Flügel mit 12 Fensterachsen ist durch einen schlichten Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel gegliedert. Ein an die Große Fleischergasse angrenzender, viergeschossiger Fachwerkbau vervollständigt die Anlage. Dieser bildet zusammen mit dem Haupt- und dem kurzen Seitenflügel einen Hof, der einen historischen Charme bewahrt.

Theaterplatz um 1840, rechts der Große Blumenberg / Public Domain
Theaterplatz um 1840, rechts der Große Blumenberg / Public Domain

Die wechselvolle Geschichte des Großen Blumenbergs

Die Geschichte des Hauses reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Bereits 1525 wurde für das Eckgebäude an der Großen Fleischergasse ein Besitzer namens Tiburtius Blumberg genannt, und 1549 gehörte es Caspar Blumberg, dessen Erben es 1572 an Gregor Stiel verkauften. Der Name „Gastwirt zum Plumberg“ tauchte erstmals 1591 auf. Im Jahr 1714 vereinigte Johann Christian Ehlich das Anwesen mit einem weiteren Gebäude in der Großen Fleischergasse, und ab 1767 wurden die beiden Häuser zur Unterscheidung als „Zum großen Blumenberg“ und „Zum kleinen Blumenberg“ bezeichnet.

Im 18. Jahrhundert war der Große Blumenberg einer der führenden Fremdenhöfe in Leipzig. Das Gebäude grenzte an das Ranische Badehaus, wo sich ein Theatersaal befand. Hier trat die berühmte Schauspielerin Friederike Caroline Neuber, auch bekannt als „Neuberin“, während der Theatersaison 1749/1750 auf.

Nach dem Abriss mehrerer Altbauten entstand zwischen 1826 und 1832 das heutige Gebäude nach den Entwürfen von Albert Geutebrück. Der Platz erhielt aufgrund der Nähe zum Alten Theater die Bezeichnung „Theaterplatz“. Neben zahlreichen Geschäften beherbergte der Große Blumenberg auch das „Café Ziegler“, das später als „Café am Alten Theater“ bekannt wurde. Von 1857 bis 1859 lebte der Leipziger Mäzen Ferdinand Rhode in dem Gebäude.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Große Blumenberg schwer beschädigt, insbesondere der westliche Teil. Der Wiederaufbau erfolgte von 1961 bis 1964, gefolgt von einer Fassadeninstandsetzung 1978/1979. Von 2001 bis 2003 wurde das Gebäude erneut saniert, um den historischen Charakter zu erhalten und die Funktionalität zu verbessern. Während der DDR-Zeit trug das Café im Erdgeschoss den Namen „Café am Brühl“. Zur Leipziger Herbstmesse 1979 war der Große Blumenberg sogar Motiv einer Sonderbriefmarke.

Der Große Blumenberg (2015) / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blumenberg_2015.jpg">Geisler Martin</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Der Große Blumenberg (2015) / Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Moderne Restaurierung und aktuelle Nutzung

In den Jahren 2014 bis 2015 wurde der Große Blumenberg umfassend restauriert. Die Fassade wurde erneuert, sodass das Gebäude heute wieder in neuem Glanz erstrahlt. Der Große Blumenberg beherbergt heute Büroflächen, Gastronomiebetriebe und Einzelhandelsgeschäfte. Im Erdgeschoss befinden sich ein Café und ein mexikanisches Restaurant, während im Hofbereich des Fachwerkbaus eine Weinwirtschaft zu finden ist.

Fazit

Der Große Blumenberg ist ein wertvolles Beispiel für die klassizistische Architektur und die historische Entwicklung Leipzigs. Mit seiner langen Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, und seiner stilvollen Fassadengestaltung gehört das Gebäude zu den bedeutendsten Baudenkmälern im Zentrum der Stadt. Durch die regelmäßigen Restaurierungen konnte der Charme des Hauses bewahrt werden, sodass der Große Blumenberg auch heute ein lebendiger Ort für Kultur, Handel und Gastronomie ist.

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