Altes Kloster (Becksches Haus): Ein barockes Juwel in Leipzig

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Altes Kloster (Becksches Haus): Ein barockes Juwel in Leipzig

Ein architektonisches Erbe des Spätbarocks

Das Alte Kloster, auch bekannt als Becksches Haus, ist ein eindrucksvolles Wohn- und Geschäftshaus in der Klostergasse Nr. 5 in Leipzig. Das Gebäude zählt zu den schönsten erhaltenen Bauwerken des Spätbarocks (Rokoko) in der Stadt und steht unter Denkmalschutz. Es ist eines der wenigen historischen Gebäude dieser Epoche, das die Jahrhunderte nahezu unverändert überdauert hat.

Straßenfront des Alten Klosters (2017) / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lzg._Altes_Kloster_Klostergasse_5.jpg">Martin Geisler</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Straßenfront des Alten Klosters (2017) / Martin Geisler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Baubeschreibung: Barocke Eleganz und Rokoko-Details

Der Gebäudekomplex des Alten Klosters ist als Vierflügelanlage um einen Innenhof von etwa 160 Quadratmetern angelegt. Die viergeschossigen Gebäudeteile sind mit Mansarddächern ausgestattet, was dem Bauwerk seine elegante Erscheinung verleiht. Besonders auffällig ist die leicht gekrümmte Fassade zur Klostergasse, die sich durch 15 Fensterachsen erstreckt. Diese Fassade wird durch zwei flache Seitenrisalite mit jeweils zwei Fenstern sowie einen Mittelrisalit mit drei Fenstern gegliedert, was dem Gebäude eine dezente Struktur verleiht.

Der Eingangsbereich wird durch ein imposantes Korbbogenportal mit geschnitzten Rokokoelementen hervorgehoben. Das Tor wird von Pilastern flankiert und durch ein prächtiges vierflügeliges Eichentor verschlossen, das mit detailreichen Rokokoschnitzereien verziert ist. Zusätzlich befinden sich auf beiden Seiten des Tores drei weitere, kleinere Korbbogenöffnungen, hinter denen sich heute Gaststätten befinden.

Der Mittelrisalit ist mit feinen Rokoko-Schmuckelementen versehen, darunter stilisierte Rocailles, die typisch für den Stil des Rokoko sind. Ein geschwungener Dacherker krönt diesen Teil der Fassade. Die Farbgestaltung der Felder zwischen den Fenstern, die in einem variierenden Farbverlauf gehalten ist, belebt die Fassade und verstärkt den dekorativen Charakter des Bauwerks. Auf dem steileren Teil des Mansarddachs befinden sich sechs symmetrisch angeordnete Rundbogengauben, während auf dem flachen Teil des Dachs fünf weitere zu finden sind.

Die Seiten- und Hintergebäude, die den Innenhof umschließen, sind im Stil der Hauptfassade gehalten, jedoch ohne dekorative Elemente. Sie zeichnen sich durch ihre schlichte Gestaltung mit flachen Risaliten und Rundbogengauben aus.

Toreinfahrt (2017) / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lzg._Altes_Kloster_Toreinfahrt.jpg">Martin Geisler</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Toreinfahrt (2017) / Martin Geisler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Rokoko am Mittelrisalit (2017) / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lzg._Altes_Kloster_Rokokoschmuck.jpg">Martin Geisler</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Rokoko am Mittelrisalit (2017) / Martin Geisler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Im Innenhof (2017) / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lzg._Altes_Kloster_Hofpartie.jpg">Martin Geisler</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Im Innenhof (2017) / Martin Geisler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Geschichte: Vom Kloster zum barocken Wohnhaus

Das Grundstück, auf dem das Alte Kloster steht, gehörte ursprünglich dem Kloster St. Thomas, einem 1212 gegründeten Augustiner-Chorherrenstift. Nach der Säkularisation des Klosters im Jahr 1541 kaufte die Stadt Leipzig das Gelände. Bereits um 1550 ließ der Ratsherr Georg Scherl hier erste Neubauten errichten, die im 17. Jahrhundert als „Kloster“ bekannt wurden.

Im Jahr 1750 erwarb der Händler Gottlieb Beck die teils in Fachwerk errichteten Gebäude und ließ an ihrer Stelle das heutige barocke Gebäude errichten. Der Bau wurde von dem bekannten Leipziger Baumeister George Werner und dem Zimmermann Johann Leopold Müller durchgeführt. Die Rückseite des Gebäudes wurde auf den Überresten der alten Stadtmauer errichtet, was den Bewohnern des Hinterhauses einen herrlichen Blick auf die Gärten am Pleißemühlgraben und in die angrenzende Aue bot. Das Erdgeschoss des Vorderhauses wurde für Geschäfte genutzt, während das Hinterhaus als Lager diente.

In den 1920er Jahren eröffnete im Erdgeschoss des Gebäudes die Weinstube „Altes Kloster“, was zur Verbreitung des heutigen Namens führte. Das Gebäude diente weiterhin als Wohn- und Geschäftshaus, und in den Obergeschossen befanden sich neben Wohnungen auch Büros sowie eine Fabrik für Kleinlederwaren.

Klostergasse nach Süden 1912, rechts das Alte Kloster / Public Domain
Klostergasse nach Süden 1912, rechts das Alte Kloster / Public Domain

Sanierung und heutige Nutzung

Nach der Wende in den 1990er Jahren wurde das Alte Kloster zusammen mit dem Nachbarhaus in der Klostergasse Nr. 3 vollständig saniert. Beide Gebäude erhielten den gemeinsamen Namen Paulaner-Palais, da das Haus Nr. 3 bereits seit 1920 im Besitz der Münchener Paulaner-Brauerei war und für den Betrieb einer Gaststätte genutzt wurde. Nach der Sanierung zog das Restaurant Paulaner im Jahr 2007 in das Alte Kloster um, und gleichzeitig eröffnete in der zweiten Hälfte des Erdgeschosses ein Café.

Heute nutzen sowohl das Restaurant als auch das Café den Innenhof als Freisitz, wo in den Sommermonaten auch Kabarettveranstaltungen stattfinden. Das Alte Kloster ist ein lebendiges Beispiel für den Erhalt barocker Architektur in Leipzig und bleibt ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen.

Der Gebäudekomplex Paulaner-Palais während der Rekonstruktion im Juni 1991 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Geb%C3%A4udekomplex_Paulaner-Palais_Zustand_Juni_1991.jpg">NorbertLotz</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Der Gebäudekomplex Paulaner-Palais während der Rekonstruktion im Juni 1991 / NorbertLotz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Fazit

Das Alte Kloster in der Klostergasse ist nicht nur eines der bedeutendsten barocken Bauwerke Leipzigs, sondern auch ein lebendiges Stück Stadtgeschichte. Seit dem 18. Jahrhundert prägt dieses imposante Gebäude das Stadtbild und bietet heute eine einzigartige Mischung aus traditioneller Architektur und moderner Nutzung. Durch seine umfangreiche Sanierung konnte der Charme des Spätbarocks bewahrt und in die Gegenwart übertragen werden, sodass das Alte Kloster auch heute noch ein wichtiger kultureller und sozialer Ort in Leipzig ist.

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