Die Adler-Apotheke: Eine der ältesten Apotheken Leipzigs

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Die Adler-Apotheke: Eine der ältesten Apotheken Leipzigs

Eine über 300-jährige Geschichte

Die Adler-Apotheke in der Hainstraße 9 in Leipzig ist eine der ältesten Apotheken der Stadt und wird seit über 300 Jahren an derselben Stelle betrieben. Ihre Gründung geht auf das Jahr 1709 zurück, und sie hat sich seither zu einer festen Institution im Leipziger Stadtbild entwickelt.

Die Adler-Apotheke in Leipzig, 2011 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leipzig_Adler-Apotheke.jpg">Geisler Martin</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Die Adler-Apotheke in Leipzig, 2011 / Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Entstehung der Adler-Apotheke

Bereits im 15. und 16. Jahrhundert entstanden in Leipzig drei Apotheken: die Löwen-Apotheke, die König Salomon-Apotheke und die Mohren-Apotheke (später umbenannt in Engel-Apotheke). Über viele Jahre gab es Diskussionen um die Zulassung weiterer Apotheken in der Stadt, wobei es zu Streitigkeiten zwischen dem Sächsischen Hof und dem Leipziger Stadtrat kam. Erst im 17. Jahrhundert erhielt Leipzig wieder eine neue Apotheke, doch die Expansion verlief schleppend.

Im Jahr 1709 erhielt der Apotheker Nicolaus Jerre nach langem Bemühen von August dem Starken das Privileg, die „Apotheke zum Weißen Adler“ zu eröffnen. Der Name „Adler“ geht vermutlich auf die frühere Bezeichnung des Hauses zurück, während der „Weiße Adler“ eine Anspielung auf das polnische Königtum von August dem Starken war. Es wird angenommen, dass bereits seit 1705 in dem Gebäude ein apothekenähnlicher Betrieb existierte. 1735 wurde der Apotheke der Titel „Hofapotheke“ verliehen, eine Ehre, die bis 1920 fortbestand.

Die alte Adler-Apotheke in Leipzig 1907 vor ihrem Abriss / Public Domain
Die alte Adler-Apotheke in Leipzig 1907 vor ihrem Abriss / Public Domain

Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert

Im Laufe ihrer Geschichte wechselte die Adler-Apotheke nur selten den Besitzer. Insgesamt wurde sie von sieben Familien geführt. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm Ludwig August Neubert die Apotheke. Neubert zog sich später nach Zitzschewig zurück, wo er eine Baumschule gründete. Ende des 19. Jahrhunderts war Richard Lux der Eigentümer.

In Vorbereitung auf den 200. Jahrestag der Apotheke ließ Lux das inzwischen baufällige Gebäude abreißen und beauftragte den Bau eines neuen Gebäudes im Jugendstil, das 1908/09 errichtet wurde und noch heute besteht. Auch die Inneneinrichtung der Apotheke im Jugendstil ist erhalten geblieben und wurde 1976 stilgerecht erweitert. Das Gebäude sowie die Inneneinrichtung stehen heute unter Denkmalschutz. Besonders auffällig ist die Uhr, die von einer weißen Adlerfigur getragen wird und aus dem Jahr 1850 stammen soll.

Das Hauszeichen der alten Apotheke, jetzt am Hinterhaus / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leipzig_Adlerapotheke_altes_Hauszeichen.jpg">Geisler Martin</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Das Hauszeichen der alten Apotheke, jetzt am Hinterhaus / Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Theodor Fontane: Ein berühmter Apothekergehilfe

Die Adler-Apotheke hat auch eine besondere literarische Bedeutung. Von April 1841 bis Februar 1842 arbeitete der junge Theodor Fontane, damals 21 Jahre alt, hier als Apothekergehilfe. In dieser Zeit setzte er seine Ausbildung zum Apotheker fort und wohnte bei der Apothekerfamilie Neubert im Hinterhaus der Apotheke. Fontane teilte sich ein kleines Zimmer mit drei Kollegen. Trotz der beengten Wohnverhältnisse fühlte er sich in Leipzig wohl und erwähnte diese Zeit in seinem Buch „Von Zwanzig bis Dreißig“. Das Kapitel über Leipzig trägt den Titel „Mein Leipzig lob’ ich mir“, ein Ausdruck seiner Zuneigung zur Stadt.

Theodor Fontane im Alter von 23 Jahren / Public Domain
Theodor Fontane im Alter von 23 Jahren / Public Domain

Fontane unternahm während seines Aufenthalts in Leipzig weite Wanderungen in die Umgebung, unter anderem auf die Felder der Völkerschlacht. Eine solche Wanderung inspirierte ihn zu den folgenden Versen:

„Auf Leipzigs Schlachtgefilden
Ich heute gewandert bin,
Das fallende Laub der Bäume
Tanzte vor mich hin.“

Während dieser Zeit gelang es Fontane auch, ein Gedicht im Leipziger Tageblatt zu veröffentlichen, was ihm den Zugang zu den literarischen Kreisen der Stadt verschaffte. Besonders der Herwegh-Klub, dessen geistiger Mittelpunkt der Dichter Georg Herwegh war, bot Fontane wertvolle Kontakte, darunter auch die Bekanntschaft mit dem Dichter und Übersetzer Wilhelm Wolfsohn.

Heute erinnern Gedenktafeln in und vor der Apotheke an Fontanes Aufenthalt und seinen wichtigen Beitrag zur Leipziger Literaturszene.

Die Erinnerungstafel für Theodor Fontane an der Adler-Apotheke in Leipzig / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leipzig_Adler-Apotheke_Fontaneschild.jpg">Geisler Martin</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Die Erinnerungstafel für Theodor Fontane an der Adler-Apotheke in Leipzig / Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ein Familienunternehmen mit Tradition

Die Adler-Apotheke ist bis heute ein Familienunternehmen geblieben. Die jetzige Besitzerin, Antje Bethmann, ist die Urenkelin des Erbauers der Apotheke von 1909. Trotz der Verstaatlichung während der DDR-Zeit konnte die Familie die Apotheke nach der Wende wieder übernehmen und führt die lange Tradition fort.

Alte Werbung, undatiert / Scan altes-leipzig.net
Alte Werbung, undatiert / Scan altes-leipzig.net

Fazit

Die Adler-Apotheke in der Hainstraße 9 ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Leipziger Gesundheitsversorgung, sondern auch ein bedeutendes Stück Stadtgeschichte. Seit ihrer Gründung im Jahr 1709 hat sie die medizinische Versorgung Leipzigs maßgeblich mitgestaltet und war zugleich ein Ort, der mit Persönlichkeiten wie Theodor Fontane in Verbindung stand. Heute ist sie eines der ältesten und am besten erhaltenen Beispiele für Apothekenkunst im Jugendstil und ein lebendiges Denkmal vergangener Zeiten.

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