Das Senatsgebäude der Universität Leipzig: Ein historischer Rückblick
Einleitung
Das Senatsgebäude der Universität Leipzig war ein bedeutendes Bauwerk, das bis 1892 auf dem Gelände des ehemaligen Dominikanerklosters St. Pauli stand. Es diente verschiedenen Zwecken, darunter als Wohnhaus des Priors, als Standort des Universitätsgerichts und später als Universitätsarchiv. Seine Geschichte ist eng mit der Entwicklung der Universität Leipzig und den baulichen Veränderungen im Paulinerareal verknüpft.
Geschichte des Senatsgebäudes
Ursprung als Priorhaus
Das Senatsgebäude hatte eine Grundfläche von etwa 23 mal 15 Metern und grenzte an das südliche Zwingerhaus des ehemaligen Dominikanerklosters St. Pauli, das später durch das Augusteum ersetzt wurde. Ursprünglich diente das Gebäude in Klosterzeiten als Wohnhaus des Priors. Nach der Übergabe des Klostergeländes an die Universität Leipzig im Jahr 1543, beherbergte das Gebäude ab 1546 das Auditorium von Joachim Camerarius, einem bedeutenden Humanisten und Rektor der Universität.
Nutzung durch die Universität Leipzig
Nach seiner Nutzung als Auditorium diente das Erdgeschoss des Gebäudes als Sitz des Universitätsgerichts. Im ersten Obergeschoss befand sich das physikalische Auditorium, das ab 1784/85 auch eine Sammlung physikalischer Geräte beherbergte. Die oberen Stockwerke wurden als Studentenwohnungen genutzt, was das Gebäude zu einem zentralen Ort des akademischen Lebens machte.
Neubau unter Albert Geutebrück
Im Jahr 1829, kurz bevor der Architekt Albert Geutebrück mit dem Bau des Augusteums begann, wurde das Senatsgebäude neu errichtet. Der alte Bau wurde bis auf das überwölbte Erdgeschoss abgetragen und durch einen neuen, verputzten Ziegelbau ersetzt. Der neue Bau wies nach dem Innenhof ein kräftig gebändertes Sockelgeschoss und ein klassizistisches Eingangsportal mit flachem Dreiecksgiebel auf. Das Erdgeschoss beherbergte nun das Universitätsrentamt und das Archiv, während das Universitätsgericht in die erste Etage verlegt wurde. In der zweiten Etage fanden die Wohnungen des Gerichtsdieners und des Pedells Platz, und im dritten Stockwerk war der Karzer der Universität untergebracht.
Abriss und bauliche Veränderungen im Paulinerareal
Im Zuge der Umgestaltung des Paulinerareals zwischen 1892 und 1897 durch den Architekten Arwed Roßbach wurde das Senatsgebäude 1892 abgerissen. An seiner Stelle entstand der Lichthof zwischen dem Augusteum, dem Albertinum, der Wandelhalle und dem Johanneum. Heute befindet sich an diesem Ort etwa die Südwestecke des neuen Augusteums, das Teil des modernen Universitätscampus ist.
Fazit
Das Senatsgebäude der Universität Leipzig spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Universität und des Paulinerareals. Es diente verschiedenen akademischen und administrativen Zwecken und war ein Zeugnis der baulichen und funktionalen Entwicklungen, die die Universität Leipzig über die Jahrhunderte hinweg durchlief. Obwohl das Gebäude heute nicht mehr existiert, bleibt seine Geschichte ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Universität und der Stadt Leipzig.