Sternwarte Leipzig: Eine historische Einrichtung der Universität Leipzig

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Sternwarte Leipzig: Eine historische Einrichtung der Universität Leipzig

Die Sternwarte Leipzig war eine bedeutende astronomische Einrichtung der Universität Leipzig, die in zwei Phasen existierte. Die erste Sternwarte befand sich von 1794 bis 1861 auf dem Turm der mittelalterlichen Pleißenburg, während die zweite Sternwarte von 1861 bis 1956 im Johannistal betrieben wurde. Beide Einrichtungen spielten eine zentrale Rolle in der astronomischen Forschung der Stadt Leipzig.

Ehemalige Pleißenburg in Leipzig 1804 mit Sternwarte. Kupferstich 16,5 x 20,5cm (Plattenrand) von Benjamin Schwarz, aquarelliert. / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plei%C3%9Fenburg_1804_mit_Sternwarte.01.jpg">Foto: H.-P.Haack / Objekt: Benjamin Schwarz.</a>, Attribution, via Wikimedia Commons
Ehemalige Pleißenburg in Leipzig 1804 mit Sternwarte. Kupferstich 16,5 x 20,5cm (Plattenrand) von Benjamin Schwarz, aquarelliert. / Foto: H.-P.Haack / Objekt: Benjamin Schwarz., Attribution, via Wikimedia Commons

Die alte Sternwarte auf der Pleißenburg

Entstehung und Architektur

Die erste Sternwarte der Universität Leipzig wurde zwischen 1787 und 1790 auf dem Turm der Pleißenburg errichtet. Der klassizistische Rundbau, der als oberer Abschluss des Burgturms diente, wurde nach einem Entwurf des Leipziger Architekten und Baudirektors Johann Carl Friedrich Dauthe gestaltet. Die Sternwarte wurde am 3. Februar 1794 eingeweiht und war zunächst mit einer unzureichenden Fundierung des Teleskoppfeilers ausgestattet, was sich später als problematisch erwies.

Neue Sternwarte Leipzig im Johannistal mit Wohnhaus des Direktors Karl Christian Bruhns; Ansicht von Norden nach einem Holzstich aus dem Jahr 1861; Architekt: Albert Geutebrück / Public Domain
Neue Sternwarte Leipzig im Johannistal mit Wohnhaus des Direktors Karl Christian Bruhns; Ansicht von Norden nach einem Holzstich aus dem Jahr 1861; Architekt: Albert Geutebrück / Public Domain

Betrieb und Leitung

Die Sternwarte wurde bis 1848 von einem Observator geleitet, der von ein oder zwei Gehilfen (Amanuensis) und einem Aufwärter unterstützt wurde. 1848 wurde die Position des Gehilfen in eine zweite Observatorenstelle umgewandelt, und der bisherige Observator übernahm die Rolle des Direktors der Sternwarte.

Zu den bedeutenden Observatoren und Direktoren der alten Sternwarte zählten:

  • Christian Friedrich Rüdiger (1791–1809)
  • Carl Brandan Mollweide (1811–1816), bekannt für die nach ihm benannte Kartenprojektion
  • August Ferdinand Möbius (1816–1861), bekannt für seine Beiträge zur Mathematik und Astronomie
  • Heinrich Louis d’Arrest (1848–1857), Mitentdecker des Planeten Neptun
  • Karl Christian Bruhns (1860–1861)

Schließung und Abriss

Die Sternwarte auf der Pleißenburg wurde 1861 geschlossen, da die zunehmende Bebauung der Stadt ihre Funktionalität beeinträchtigte. Die Pleißenburg selbst wurde 1897 abgerissen, um Platz für das Neue Rathaus von Leipzig zu schaffen. Die Fundamente des alten Burgturms wurden dabei für den Bau des Rathausturms genutzt.

Die Sternwarte im Leipziger Johannistal 1909  / Public Domain
Die Sternwarte im Leipziger Johannistal 1909 / Public Domain

Die neue Sternwarte im Johannistal

Planung und Bau

Bereits 1857 gab es Pläne für den Bau einer neuen Sternwarte. Die Stadt Leipzig stellte der Universität ein Grundstück am Westrand des Johannistals zur Verfügung, auf dem 1860/1861 die neue Sternwarte errichtet wurde. Die Eröffnung erfolgte am 8. November 1861. Der Architekt Albert Geutebrück, der auch das benachbarte Wohnhaus für den Direktor entwarf, schuf ein zweigeschossiges Bauwerk im klassizistischen Stil.

Ausstattung und Erweiterungen

Die neue Sternwarte war mit einer modernen Kuppelkonstruktion ausgestattet, die auf Kugeln gelagert war und sich in alle Himmelsrichtungen drehen ließ. Sie verfügte über ein Fernrohr mit einer Brennweite von 12 Fuß (ca. 3,5 Meter) und einem Objektivdurchmesser von 8 Zoll (ca. 0,19 Meter). Eine begehbare Plattform entlang der Kuppel ermöglichte die Aufstellung mobiler Instrumente zur Himmelsbeobachtung.

1866 wurde die Anlage um eine zweite Kuppel und 1886 um einen Turmbau erweitert, um den wachsenden Anforderungen der astronomischen Forschung gerecht zu werden.

Direktoren der neuen Sternwarte

Die Leitung der neuen Sternwarte übernahmen renommierte Astronomen, darunter:

  • Karl Christian Bruhns (1861–1881)
  • Heinrich Bruns (1882–1919)
  • Julius Bauschinger (1920–1930)
  • Franz Josef Hopmann (1930–1943)

Zerstörung und Schließung

Die Sternwarte wurde am 4. Dezember 1943 bei einem schweren Luftangriff im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört. Trotz notdürftiger Reparaturen wurde der Betrieb 1956 endgültig eingestellt.

Die Universitätssternwarte in der Stephanstraße 3, um 1900 / Public Domain
Die Universitätssternwarte in der Stephanstraße 3, um 1900 / Public Domain

Nachnutzung und heutiger Zustand

Der rekonstruierte Überrest der Sternwarte wurde 1993 das Institut für Meteorologie der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig eingerichtet, das bis heute in dem Gebäude untergebracht ist.

Fazit

Die Sternwarte Leipzig war eine bedeutende Institution, die über mehr als anderthalb Jahrhunderte hinweg zur Entwicklung der Astronomie in Leipzig beitrug. Obwohl die Einrichtungen heute nicht mehr existieren, bleibt ihr Einfluss auf die Wissenschaft und das kulturelle Erbe der Stadt unvergessen.

 Refraktometer der Leipziger Sternwarte um 1909 / Public Domain
Refraktometer der Leipziger Sternwarte um 1909 / Public Domain

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