Carolabad – Ein historisches Hallenbad in Leipzigs Zentrum-Süd
Das Carolabad, auch als Königin Carola-Bad bekannt, war ein beliebtes Hallenbad im Leipziger Ortsteil Zentrum-Süd. Es befand sich im Hof des Gebäudes Dufourstraße 14 (heute Nr. 6–8) und existierte bis 1943, bevor es bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das noch erhaltene Vorderhaus des Komplexes steht heute unter Denkmalschutz.
Beschreibung des Carolabads
Das Carolabad verfügte über zwei Schwimmhallen. Das größere der beiden Becken, mit den Maßen 20 × 11 Meter, war mit sechs Bahnen ausgestattet und eignete sich somit auch für Wettkämpfe. Das zweite Becken maß 20,17 × 7,90 Meter. Die Einrichtung war auf mehreren Etagen verteilt und bot ein umfangreiches Angebot an Wellness-Dienstleistungen. Es gab:
- Wannen- und Duschbäder erster und zweiter Klasse
- Ein russisches Dampfbad
- Ein römisch-irisches Dampfbad
- Einen Turnsaal zur körperlichen Ertüchtigung
Auf dem Dach befand sich ein Licht-, Luft- und Sonnenbad, während der Keller sogar ein Hundebad beherbergte. Darüber hinaus bot das Carolabad Fango-Anwendungen an, die sich damals zunehmender Beliebtheit erfreuten.
Das Bad verfügte über einen eigenen Brunnen, aus dem das Wasser kam, das in der obersten Etage erwärmt und für die verschiedenen Anwendungen genutzt wurde. In den Anfangsjahren war es üblich, den Gästen Handtücher und Umhänge zur Verfügung zu stellen, weshalb das Carolabad über eine eigene Wäscherei mit einem Trockenboden verfügte.
Architektonische Merkmale
Der ursprüngliche Bau des Carolabads wurde 1891 von dem Leipziger Architekten Hugo Altendorff für den Kaufmann Hermann Wilhelm Müller errichtet. 1914 wurde das Gebäude von dem Architekten Fritz Schade nahezu komplett neu gestaltet. Der neue Komplex umfasste ein Vordergebäude mit Läden und einer Gastwirtschaft sowie zwei Seitenflügel, die neben den Schwimmhallen eine orthopädische Anstalt beherbergten.
Die Fassade des viergeschossigen Gebäudes war ein markantes Beispiel für Jugendstil und Reformarchitektur. Besonders auffällig waren die großen Bogenfenster im Erdgeschoss, die flachen Segmentbogenerker sowie das ausgebauten Dachgeschoss unter einem Mansarddach. Die Fassade des neu errichteten Gebäudes war eingewinkelt, im Gegensatz zum ersten Bau, der eine ebene Vorderfront aufwies.
Geschichte des Carolabads
Die Geschichte des Carolabads begann 1891, als der Leipziger Kaufmann Hermann Wilhelm Müller das Grundstück in der Dufourstraße 14 erwarb und dort eine Badeanstalt errichten ließ. Der Architekt Hugo Altendorff gestaltete das Wohn- und Geschäftshaus mit der dazugehörigen Badeeinrichtung im Hof. 1903 wechselte der Besitz des Carolabads zu L. M. Gebhardt, und 1909 übernahm es der Kaufmann Ewald Blanke.
Im Jahr 1920 wurde das Carolabad von der Stadt Leipzig übernommen, die eine umfassende Sanierung durchführte. Unter anderem wurden Rauch- und Ascheprobleme behoben, die aus den Braunkohleöfen der Badeanstalt stammten und die umliegenden Bewohner beeinträchtigten.
Zerstörung und Erinnerung
Beim Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurde das Carolabad schwer getroffen. Die Hofgebäude, in denen sich die Schwimmhallen befanden, wurden zerstört. Das Vorderhaus blieb erhalten und beherbergte zu DDR-Zeiten die Tanzbar Carola-Casino, die an das verschwundene Bad erinnerte.
Heute ist das Vordergebäude, das die ursprüngliche Badeanstalt abschloss, ein denkmalgeschütztes Bauwerk. Es steht als Zeugnis der glanzvollen Geschichte des Carolabads und des Stadtteils Zentrum-Süd.