Das Fürstenhaus in Leipzig: Ein Juwel der Renaissance

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Das Fürstenhaus in Leipzig: Ein Juwel der Renaissance

Das Fürstenhaus in Leipzig zählte zu den beeindruckendsten Renaissancebauten der Stadt und stand ab 1648 im Besitz der Universität Leipzig. Es wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört, doch seine Geschichte und Architektur hinterlassen bis heute Spuren im Stadtbild.

Das Fürstenhaus in Leipzig um 1870. Aquarell von Anton Lewy / Public Domain
Das Fürstenhaus in Leipzig um 1870. Aquarell von Anton Lewy / Public Domain

Lage und Architektur

Das Fürstenhaus befand sich an der Ecke Grimmaische Straße/Universitätsstraße (damals „Alter Neumarkt“ genannt) und trug die Adresse Grimmaische Straße 30. Es stand auf dem Gelände des ehemaligen Klosters St. Pauli, das nach der Reformation an die Universität Leipzig übereignet worden war.

Das Gebäude war ein dreigeschossiger Renaissancebau mit einem Satteldach, geschmückt von drei Zwerchgiebeln, die zur Grimmaischen Straße hin ausgerichtet waren. Besonders auffällig waren die beiden kunstvollen Runderker aus Rochlitzer Porphyr, die die Ecken des Baus zur Grimmaischen Straße zierten. Der Innenhof des Fürstenhauses war von Arkaden umgeben, und in der nordwestlichen Ecke des Hofes erhob sich ein imposanter Treppenturm, der das Gebäudeensemble überragte und dem Bau einen zusätzlichen architektonischen Akzent verlieh.

Das Fürstenhaus und die Paulinerkirche in Leipzig um 1710 / Public Domain
Das Fürstenhaus und die Paulinerkirche in Leipzig um 1710 / Public Domain

Geschichte des Fürstenhauses

Der Bau des Fürstenhauses wurde 1558 von dem Leipziger Ratsherrn Georg Roth in Auftrag gegeben. Roth ließ das Gebäude auf den Grundmauern eines ehemaligen Klosters sowie alter Bürgerhäuser errichten. Der berühmte Baumeister Paul Widemann übernahm die Gestaltung des Bauwerks und führte auch die Steinmetzarbeiten an den Runderkern aus.

Im Laufe seiner Geschichte wechselte das Fürstenhaus mehrfach den Besitzer. Besonders bekannt wurde es ab 1612, als vier Altenburger Prinzen während ihres Studiums in dem Haus wohnten. Dies verlieh dem Gebäude seinen noch heute gebräuchlichen Namen „Fürstenhaus“.

Ab 1648 gehörte das Fürstenhaus der Universität Leipzig, die es bis 1918 besaß. Zu dieser Zeit wurde im zugehörigen Garten ein Botanischer Garten angelegt, der für die Öffentlichkeit zugänglich war und über 150 Jahre an dieser Stelle existierte. Der Garten musste später einem neuen Standort weichen und wurde nahe dem späteren Reichsgerichtsgebäude wieder angelegt.

Im 19. Jahrhundert erfuhr das Fürstenhaus mehrere bauliche Erweiterungen und Modernisierungen. Der zur Grimmaischen Straße hin gewandte Teil des Gebäudes war vorwiegend ein Geschäftshaus, das unter anderem die Meißner Porzellanmanufaktur und die Sortimentsbuchhandlung Johann Gottlieb Gleditsch beherbergte.

 Das Fürstenhaus in Leipzig 1895 / Public Domain
Das Fürstenhaus in Leipzig 1895 / Public Domain

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Das Fürstenhaus überstand die Jahrhunderte, wurde jedoch am 4. Dezember 1943 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und schließlich zerstört. Von der einst prachtvollen Anlage blieb nur der Stumpf des Treppenturms übrig. Einige Elemente des Gebäudes, darunter Teile der Runderker, konnten jedoch gerettet werden.

Einige dieser Überreste fanden später Verwendung. Die Glocke des Treppenturms wurde 1978 im Innenhof der Karl-Marx-Universität aufgehängt und befindet sich heute in der Spitze des Turms des neuen Paulinums. Auch Teile der Runderker wurden bewahrt: 1986 wurde an einem Neubau in der Grimmaischen Straße 17 eine Kopie des östlichen Erkers des Fürstenhauses angebracht. Dieser „Fürstenerker“ erinnert mit seinen Wappendarstellungen und Bildnissen an die einstige Pracht des historischen Gebäudes.

Der westliche Erker am Fürstenhaus in Leipzig um 1900 / Public Domain
Der westliche Erker am Fürstenhaus in Leipzig um 1900 / Public Domain

Fazit

Das Fürstenhaus in Leipzig war über Jahrhunderte hinweg ein symbolträchtiger Bau, der die reiche Geschichte der Stadt und der Universität widerspiegelte. Trotz der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bleibt sein Erbe lebendig – sowohl durch die erhaltenen Elemente als auch durch die städtebauliche Erinnerung an seine herausragende architektonische Bedeutung.

Kopie des östlichen Runderkers an einem Leipziger Neubau in der Grimmaischen Straße 17 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:F%C3%BCrstenerker.jpg">Geisler Martin</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Kopie des östlichen Runderkers an einem Leipziger Neubau in der Grimmaischen Straße 17 / Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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