Das Haus zur Flora: Geschichte eines Leipziger Geschäfts- und Messehauses
Einführung
Das Haus zur Flora war ein renommiertes Geschäfts- und Messehaus in der Leipziger Innenstadt, das zwischen 1906 und 1943 existierte. Es wurde nach den Prehnschen Parfümerien benannt und stand an der Ecke Petersstraße 23 / Preußergäßchen 1.
Bau des Hauses
Der Abriss des Vorgängerbaus und der Neubau
Im Jahr 1905 wurde das alte Gebäude abgerissen, und das Haus zur Flora wurde im Jahr 1906 neu errichtet. Bauherr war der Kaufmann Oskar Prehn, der dort seine Parfümerie betrieb und die übrigen Räume an Messeaussteller vermietete. Über dem Eingang im Preußergäßchen war der Name „Prehn zur Flora“ eingemeißelt.
Architektur und Gestaltung
Das Gebäude war ein vierstöckiger Bau mit Mansarddach und Bogengauben, ein typischer Stahlträgerbau mit Betondecken und gemauerten Wänden. Die Fassade war durch trapezförmige Fenstererkern gestaltet, die zum Preußergäßchen durch sparsam verzierte Lisenen getrennt waren. Eine der Lisenen trug eine Frauenfigur, die möglicherweise als Namensgeberin für das Haus diente. Der Architekt des Hauses war Karl Nelander.
Grundfläche und Dimensionen
Das Grundstück hatte eine Fläche von 465 Quadratmetern, von denen 449 Quadratmeter bebaut waren. Die Front zur Petersstraße erstreckte sich über 12 Meter, die zum Preußergäßchen über 36 Meter.
Nutzung des Hauses
Nutzung als Messehaus
Das Haus zur Flora diente in den Anfangsjahren hauptsächlich als Messehaus. Bis mindestens 1926 wurden die Etagen an Aussteller der Leipziger Mustermesse vermietet. Die zentrale Lage machte das Gebäude besonders attraktiv für Händler und Geschäftsleute.
Übernahme durch Adolf Gnant
Im Jahr 1937 erwarb der Konditor Adolf Gnant das Gebäude. Ein Jahr später verlegte er sein Café, das sich zuvor in der Petersstraße 37 befand, in das Haus zur Flora. Das Kaffeehaus Gnant belegte die ersten beiden Stockwerke des Gebäudes. Eine Nutzung für die Leipziger Messe fand ab diesem Zeitpunkt nicht mehr statt.
Zerstörung und Nachkriegszeit
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Am 4. Dezember 1943 wurde das Haus zur Flora bei einem Bombenangriff auf Leipzig schwer beschädigt. Obwohl das Gebäude selbst nicht direkt von Bomben getroffen wurde, brannte es vollständig aus.
Nachkriegsnutzung und Abriss
Nach dem Krieg wurden verschiedene Versuche unternommen, das Gebäude wiederaufzubauen, doch diese blieben erfolglos. Ab 1947 nutzte eine private Fleischerei das Erdgeschoss der Ruine, später übernahm die Handelsorganisation (HO) den Bereich und betrieb dort einen Imbiss. 1954 wurde die Ruine bis auf die Erdgeschossebene abgetragen, und die Front des Hauses wurde um 7 Meter zurückgesetzt, um die Petersstraße zu verbreitern. 1958 wurden die letzten Reste der Ruine entfernt.
Nutzung des Grundstücks nach dem Abriss
Das unbebaute Grundstück und der Obst- und Gemüsemarkt
In den folgenden Jahrzehnten blieb das Grundstück unbebaut. In den 1970er-Jahren entstand auf dem Gelände und den angrenzenden Grundstücken der zentrale Leipziger Obst- und Gemüsemarkt, der auch feste Verkaufsstände beinhaltete.
Neubebauung nach 1989
Errichtung des Peek & Cloppenburg Gebäudes
Nach der politischen Wende wurde das Grundstück neu genutzt. 1991 erwarb Peek & Cloppenburg das Gelände und errichtete dort ein modernes Bekleidungshaus mit fünf Etagen. Der Entwurf für das Gebäude stammte von dem Architekten Charles Moore und seinen Partnern. Das Design des neuen Gebäudes griff einige Elemente des alten Haus zur Flora auf, wie die trapezförmigen Fenstererkern, und verweist mit einem treppenförmig abfallenden Gebäudeteil auf die frühere Baufront.
Fazit
Das Haus zur Flora war ein bedeutendes Geschäfts- und Messehaus in der Leipziger Innenstadt und spielte eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg blieb das Grundstück lange ungenutzt, bevor es nach 1989 in ein modernes Bekleidungshaus umgewandelt wurde.