Das Juridicum in Leipzig: Von der Historie bis zur Moderne
Das Juridicum (früher auch Petrinum genannt) war ein bedeutendes Areal in Leipzig, das sich zwischen der Petersstraße und der Schloßgasse befand. Es diente der juristischen Fakultät der Universität Leipzig als Standort und prägte über Jahrhunderte die Entwicklung des Stadtteils. Heute befindet sich an diesem Ort die Passage Petersbogen.
Die Geschichte des Juridicums
Gründung und frühe Nutzung
Mit der Gründung der Universität Leipzig im Jahr 1409 erhielt diese nicht nur das Große Kolleg an der Ritterstraße, sondern auch ein Gebäude an der Schloßgasse von den Meißner Markgrafen Friedrich und Wilhelm. Dieses Haus grenzte an ein weiteres Gebäude in der Petersstraße, das der Stadt gehörte und der Universität übereignet wurde. Zusammen bildeten diese beiden Gebäude das sogenannte Kleine Kolleg, auch bekannt als Kleines Fürstenkolleg. Besonders hervorzuheben ist der öffentliche Durchgang, der die Petersstraße mit der Schloßgasse verband.
Umzug und Namensänderung
Im Jahr 1456 zog das Kleine Kolleg in ein Gebäude an der Ritterstraße und nahm den Namen mit sich. Die ehemaligen Gebäude in der Petersstraße und Schloßgasse wurden daraufhin von der Artistenfakultät genutzt, die das Gelände nach dessen Lage im Petersviertel als Petrinum bezeichnete. In den Jahren 1502 bis 1504 erfolgte schließlich die Übergabe der Gebäude an die Juristenfakultät.
Zerstörung und Wiederaufbau
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) erlitten die Gebäude des Petrinums schwere Schäden. Das Fachwerkhaus an der Petersstraße wurde im Jahr 1665 bis auf das Erdgeschoss abgetragen und mit zwei neuen Obergeschossen wiederaufgebaut. Besonders dramatisch war die Zerstörung des Ordinarienhauses an der Schloßgasse, das ab 1632 als Lazarett diente und 1637 komplett vernichtet wurde. Der Landesherr beschlagnahmte das Gelände und fügte es der Pleißenburg hinzu. Es blieb längere Zeit unbebaut.
Neubeginn im 18. Jahrhundert
Erst 1770 konnte die Universität das Gelände zurückerwerben. Unter der Leitung des Juristen Carl Ferdinand Hommel wurde 1773 ein zweistöckiges Gebäude errichtet, das als Hommelbau bekannt wurde. Es diente als Wohnhaus für Professoren und enthielt einen Hörsaal für die Juristenfakultät. Von nun an trug das Gebäude den Namen Juridicum.
Neubauten im 19. Jahrhundert
Im Jahr 1859 musste der Hommelbau wegen Baufälligkeit teilweise abgerissen und neu aufgebaut werden. Schließlich wurden die verbliebenen Bauten 1880/81 vollständig abgetragen. Der Leipziger Architekt Gustav Müller entwarf einen neuen fünfstöckigen Bau mit zwei überdachten Innenhöfen, der die Petersstraße und Schloßgasse miteinander verband. Im Erdgeschoss wurden Ladengeschäfte eingerichtet, während die oberen Etagen der Juristenfakultät vorbehalten waren. 1919 wurde das Gebäude um das Nachbarhaus (Ledigs Passage) erweitert und zum Messepalast umgebaut.
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Beim Luftangriff am 4. Dezember 1943 wurde das Juridicum vollständig zerstört. Das Gelände blieb für mehr als 50 Jahre unbebaut.
Der Neubau: Petersbogen und das neue Juridicum
Erst in den Jahren 1999 bis 2001 entstand auf dem Gelände ein neuer Baukomplex, der als Petersbogen bekannt wurde. Die Passage verbindet heute die Petersstraße mit der Schloßgasse und beherbergt neben Geschäften und Büroräumen auch einen Kinokomplex. Der Nordtrakt des Komplexes erhielt den Namen neues Juridicum.
Die Universität Leipzig brachte das Grundstück in das Bauprojekt ein und gewährte dem Investor ein 99-jähriges Erbbaurecht. Im Gegenzug musste die Universität keine Baukosten tragen und erhielt auf vier Etagen mietfreie Räume für das Dekanat und die Institute der Juristenfakultät sowie die Zweigstelle Rechtswissenschaften der Universitätsbibliothek.
Fazit
Das Juridicum war über Jahrhunderte hinweg ein bedeutender Ort der juristischen Bildung in Leipzig. Vom ursprünglichen Petrinum bis zum modernen Petersbogen spiegelt die Geschichte des Areals die wechselvollen Entwicklungen der Stadt wider. Heute erinnert der Name Juridicum an diese lange Tradition und dient der Universität Leipzig weiterhin als zentraler Standort für ihre Juristenfakultät.