Das Konvikt: Ein Stück Universitätsgeschichte in Leipzig
Das Konvikt war ein historisches Gebäude der Universität Leipzig, das zwischen 1844 und 1892 auf dem Gelände des ehemaligen Paulinerklosters stand. Ursprünglich diente der Begriff „Konvikt“ an mittelalterlichen Universitäten als Bezeichnung für einen Raum, in dem vor allem ärmere Studenten ihre Mahlzeiten erhielten. In Leipzig befand sich dieser zunächst im Erdgeschoss des Mittelpaulinums auf dem Paulinerareal. Der Speisesaal trug die lateinische Inschrift „Convictorium Studiosorum a Mauritio Duce Sax. et Electore laudatiss. Anno MDCLVI munifice apertum“, was auf die großzügige Eröffnung durch Kurfürst Moritz im Jahr 1656 hinwies.
Der Neubau von 1844
Im Jahr 1844 entstand nach Plänen des Architekten Albert Geutebrück ein zweigeschossiger Neubau südlich des Mittelpaulinums. Dieses neue Gebäude übernahm die Funktionen des alten Konviktsaals, und der Begriff Konvikt wurde fortan auf das gesamte Bauwerk angewendet. Der Neubau war eher schlicht und als reiner Zweckbau konzipiert. Das Erdgeschoss diente weiterhin der Essensversorgung der Studenten, während das Mittelpaulinum durch die Auslagerung dieser Funktion für andere Zwecke genutzt werden konnte, wie die 1844 begonnene Aufstockung.
Das Konvikt wurde durch zwei Nebengebäude ergänzt, in denen sich Küchenstuben, eine Backstube, ein Schlachthaus sowie Tierställe befanden, um die Versorgung der Studenten sicherzustellen.
Erweiterungen und neue Nutzung
Im Jahr 1868 fügte der Architekt Johann Ernst Wilhelm Zocher aufgrund von Platzmangel an Unterrichtsräumen ein zweites Obergeschoss hinzu. Neben zusätzlichen Hörsälen fand hier das „Institut für experimentelle Psychologie“ unter der Leitung von Wilhelm Wundt seine erste Heimstätte zu Beginn der 1880er Jahre. Das Institut erlangte weltweite Bekanntheit, da es als erstes psychologisches Laboratorium der Welt gilt.
Abriss und Neunutzung
1892 wurde das Konvikt im Zuge der Vorbereitungen für die Universitätsneubauten unter Arwed Roßbach abgerissen. Die Universität benötigte Platz für neue Gebäude, und die Studentenversorgung wurde in die Buchhändlerbörse in der Ritterstraße verlagert. Die Universität hatte dieses Gebäude erworben, nachdem der Börsenverein der Deutschen Buchhändler 1888 in sein neues Domizil umgezogen war. Die ehemalige Buchhändlerbörse, die nun eine Mensa und einen Fechtboden beherbergte, wurde häufig ebenfalls als Konvikt bezeichnet und setzte die Tradition der Studentenversorgung fort.
Fazit
Das Konvikt in Leipzig war nicht nur ein wichtiger Bestandteil der universitären Infrastruktur, sondern auch ein Zeugnis der sich wandelnden Bedürfnisse und räumlichen Anforderungen der Universität. Obwohl es heute nicht mehr existiert, bleibt es ein wichtiger Teil der Leipziger Universitätsgeschichte, besonders im Zusammenhang mit der Etablierung der modernen Psychologie durch Wilhelm Wundt.