Das Kramerhaus: Ein historisches Wahrzeichen in Leipzig

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Das Kramerhaus: Ein historisches Wahrzeichen in Leipzig

Das Kramerhaus in Leipzig war ein bedeutendes Wohn- und Geschäftshaus, das über zwei Jahrhunderte hinweg als Sitz der Kramerinnung diente. Diese lange Verbindung zur Kramerzunft verlieh dem Gebäude seinen Namen und prägte dessen Geschichte.

Das Kramerhaus in Leipzig, Neumarkt / Kupfergasse Nr. 1 im Jahre 1899. Das Haus wurde im Zuge des Neubaus "Städtisches Kaufhaus" abgebrochen / Public Domain
Das Kramerhaus in Leipzig, Neumarkt / Kupfergasse Nr. 1 im Jahre 1899. Das Haus wurde im Zuge des Neubaus „Städtisches Kaufhaus“ abgebrochen / Public Domain

Lage und Architektur

Das Kramerhaus befand sich am Neumarkt, direkt an der Nordseite der Einmündung der Kupfergasse. Es war ein vierstöckiges Gebäude, das zur Seite des Neumarkts vier Fensterachsen und zur Kupfergasse fünf Fensterachsen aufwies. Im Erdgeschoss befanden sich Ladengeschäfte, während der zur Kupfergasse gerichtete Giebel mit Zinnen bekrönt war und an den Seiten dekorative Säulen trug. Diese architektonischen Details verliehen dem Gebäude einen markanten, historischen Charakter.

Geschichte

Im Jahr 1654 erwarb die Leipziger Kramerinnung das ursprüngliche, aus dem 16. Jahrhundert stammende, zweigeschossige Gebäude für 1.500 Gulden. Es wurde zum Innungshaus der Kramer, also der Kaufleute, die für den Kleinhandel in der Stadt verantwortlich waren. Das Kramerhaus durchlief im Laufe der Zeit mehrere Umbauten. Eine erste Aufstockung erfolgte in der Zwischenzeit, bevor das Gebäude zwischen 1797 und 1802 grundlegend neugestaltet wurde.

Besonders markant war der Sitzungssaal im zweiten Obergeschoss, in dem sich zahlreiche Bildnisse früherer Leipziger Kramermeister befanden. Eine Aufnahme in die Kramerinnung war mit der Verpflichtung verbunden, sich auf eigene Kosten porträtieren zu lassen. So entstanden im Laufe der Zeit insgesamt 116 Porträts, die die Tradition und Geschichte der Leipziger Kramer dokumentierten.

Eine weitere bedeutende Überarbeitung des Kramerhauses erfolgte im Jahr 1860 durch den Leipziger Architekten Oskar Mothes. In dieser Phase erhielt das Gebäude den charakteristischen Zinnengiebel, der das architektonische Erscheinungsbild maßgeblich prägte.

 Kramerhaus in Leipzig, Neumarkt 31 Ecke Kupfergasse, das Haus wurde 1899 abgebrochen / Public Domain
Kramerhaus in Leipzig, Neumarkt 31 Ecke Kupfergasse, das Haus wurde 1899 abgebrochen / Public Domain

Niedergang und Abriss

Im Jahr 1887 wurde die Kramerinnung aufgelöst, und das Gebäude ging in den Besitz der Stadt über. Nur zwei Jahre später, 1889, wurde das Kramerhaus gemeinsam mit angrenzenden Gebäuden abgerissen, um Platz für den Bau des Städtischen Kaufhauses zu schaffen, das heute als bedeutendes Leipziger Kaufhaus bekannt ist.

Berühmte Geschäfte im Kramerhaus

Eines der bekanntesten Geschäfte im Kramerhaus war die Musikalienhandlung von Maximilian Oelsner, deren Eingang sich in der Kupfergasse befand. Die Musikalienhandlung wurde ursprünglich 1860 von Karl Gustav Stangel als Antiquariatsbuchhandlung gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Musikliebhaber und Sammler in Leipzig.

 Kramerhaus in Leipzig, Neumarkt 31 Ecke Kupfergasse, das Haus wurde 1899 abgebrochen / Public Domain
Kramerhaus in Leipzig, Neumarkt 31 Ecke Kupfergasse, das Haus wurde 1899 abgebrochen / Public Domain

Ein besonderes Stadtwahrzeichen

Vor der Erneuerung des Gebäudes durch Oskar Mothes befand sich am Kramerhaus ein besonderes Relief, das ein Kinderbildnis zeigte. Es erinnerte an ein Ereignis aus dem Jahr 1624, bei dem ein dreijähriger Junge einen Sturz aus dem ersten Stock des Hauses überlebt hatte. Dieses Relief galt als ein Wahrzeichen der Stadt Leipzig, das besonders bei wandernden Gesellen als Symbol der Hoffnung und des Überlebens hoch geschätzt wurde.

Fazit

Das Kramerhaus war über mehrere Jahrhunderte hinweg ein bedeutender Teil der Leipziger Stadtgeschichte. Es diente nicht nur als Sitz der Kramerinnung, sondern war auch ein Symbol für die lange Tradition des Handels und der Gemeinschaft in Leipzig. Der Abriss des Gebäudes im späten 19. Jahrhundert markierte das Ende einer Ära, aber die Erinnerung an das Kramerhaus und seine Bedeutung für die Stadt Leipzig bleibt bis heute lebendig.

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