Das Marienbad in Leipzig: Über 100 Jahre Schwimmgeschichte
Ein Hallenbad in Neuschönefeld
Das Marienbad, später als Ostbad bekannt, war ein über ein Jahrhundert betriebenes Hallenbad im Leipziger Stadtteil Neuschönefeld. Es befand sich in der Konradstraße 25 und war ein bedeutendes städtisches Badehaus, das sowohl für Freizeitaktivitäten als auch für den Schwimmunterricht genutzt wurde. Das Marienbad gehörte zu den größten seiner Art in Deutschland und war eine wichtige Bereicherung für die östlichen Vororte Leipzigs.
Beschreibung der Badeeinrichtung
Das Schwimmbecken des Marienbades war 22,5 Meter lang und 11 Meter breit. Die Tiefe variierte von 0,75 Metern im flacheren Bereich bis zu 3 Metern im tieferen Teil des Beckens. Das Becken wurde mit 550 Kubikmetern Brunnenwasser gefüllt, das kontinuierlich erwärmt wurde. Eine Dampfheizung sorgte dafür, dass die Wassertemperatur konstant bei 25 °C gehalten wurde. Besonders bemerkenswert war die technische Ausstattung des Bades: Eine Wellen-Vorrichtung, die von einer Firma aus Reudnitz stammte, ermöglichte eine Simulation von Wellen im Becken.
Zusätzlich zum Schwimmbecken bot das Marienbad weitere Annehmlichkeiten wie Duschen, Wannenbäder und ein Dampfbad. Die Öffnungszeiten waren großzügig bemessen: Im Sommer war das Bad täglich 15 Stunden geöffnet, im Winter 14 Stunden. Die Badezeiten waren dabei für Damen und Herren streng getrennt.
Bemerkenswert war die Architektur des Bades: Es war in die unteren Etagen eines Wohnhauses integriert, während sich über dem Hallenbad noch zwei Wohnetagen befanden. Dies machte das Marienbad zu einem einzigartigen Beispiel für die Kombination von Wohn- und Badeeinrichtungen.
Geschichte des Marienbades
Das Marienbad wurde im Jahr 1887 von dem Fabrikbesitzer Alfred Glitzner auf seinem Grundstück in der damaligen Sophienstraße 13/14 (ab 1890 Konradstraße) errichtet. Zu dieser Zeit war Neuschönefeld noch eine eigenständige Gemeinde. Glitzner benannte das Hallenbad nach seiner Frau und schuf damit eine moderne Badeeinrichtung, die für die Bevölkerung der östlichen Vororte Leipzigs einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Hygiene und Freizeit darstellte.
Ab 1914 tauchte der Name Ostbad in den Leipziger Adressbüchern auf, und ab 1931 wurde das Bad offiziell als Teil der städtischen Bäder geführt. In seiner Blütezeit wurde das Marienbad auch von Schwimmvereinen wie dem SV Leipzig Ost 1858 e.V. genutzt, was seine Rolle als sportliche Einrichtung unterstrich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte das Ostbad eine neue Bedeutung im Rahmen des schulischen Schwimmunterrichts, der in der DDR-Zeit eine zentrale Rolle spielte. Allerdings verfiel die Bausubstanz des Gebäudes in den folgenden Jahrzehnten zusehends. Während der DDR-Zeit wurden viele öffentliche Gebäude vernachlässigt, und auch das Ostbad blieb von diesem Verfall nicht verschont.
Schließung und Abriss
Mit der Wiedereröffnung der Schwimmhalle am Mariannenpark im Jahr 1994, die nach einer umfangreichen Sanierung wieder in Betrieb ging, verlor das Ostbad an Bedeutung. Schließlich wurde es geschlossen, und im Oktober 2000 wurde das Gebäude vollständig abgerissen. Auf dem Gelände des ehemaligen Marienbades entstand in den Folgejahren der Sportbereich des Stadtteilparks Rabet, wodurch das Areal weiterhin für sportliche Aktivitäten genutzt wird.
Fazit
Das Marienbad, später Ostbad, war über 100 Jahre lang eine wichtige Einrichtung für die Leipziger Bevölkerung. Von seiner Gründung im späten 19. Jahrhundert als eines der größten Hallenbäder Deutschlands bis zu seiner Schließung und dem Abriss im Jahr 2000 prägte es das Leben vieler Leipziger. Heute erinnert nur noch wenig an dieses historische Schwimmbad, doch seine Rolle als Freizeit- und Sporteinrichtung bleibt ein wichtiger Teil der Leipziger Stadtgeschichte.