Das Zentralstadion Leipzig (1956): Ein Symbol des Sports in der DDR
Das Zentralstadion Leipzig, auch bekannt als „Stadion der Hunderttausend“ oder „Sportforum“, war eine der bedeutendsten Sportstätten der DDR und Deutschlands. Es wurde 1956 eröffnet und war mit einer Kapazität von 100.000 Zuschauern das größte Stadion der DDR sowie Deutschlands. Das Stadion diente vor allem als Austragungsort für Fußballspiele, aber auch für andere Sportarten und Großveranstaltungen. Es war ein Symbol der DDR, sowohl als sportliche Arena als auch als Propagandainstrument. Im Jahr 2000 wurde das alte Zentralstadion abgerissen, und an gleicher Stelle entstand das heutige Stadion, die Red Bull Arena, die für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gebaut wurde.
Vorgeschichte und Planung
Bereits im Jahr 1867 existierte an der Stelle des späteren Zentralstadions eine Sportstätte des TSV 1867 Leipzig. In den Jahren 1926/27 gab es Pläne, eine sogenannte Großkampfbahn zu errichten, die jedoch nie verwirklicht wurden. Stattdessen errichteten die Nationalsozialisten auf dem Gelände einen Aufmarschplatz zu Ehren Adolf Hitlers. Nach den Olympischen Spielen 1936 in Berlin war ursprünglich geplant, auch Leipzig mit einem Stadion für 100.000 Zuschauer auszustatten. Im Jahr 1939 legte der Architekt Werner March, der das Berliner Olympiastadion entworfen hatte, Pläne für das Leipziger Stadion vor. Diese wurden jedoch aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nie realisiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand der Plan, die Trümmer des Krieges für den Bau eines neuen Sportforums in Leipzig zu nutzen. Bereits 1952 wurde im Rahmen dieses Plans das Schwimmstadion Leipzig fertiggestellt.
Bau des Zentralstadions
Am 15. April 1955 begannen die Bauarbeiten für das Zentralstadion, das nach den Plänen des Architekten Karl Souradny errichtet wurde. Das Stadion, das Platz für 100.000 Zuschauer bieten sollte, war Teil des Sportforums Leipzig, das neben der Leipziger Festwiese lag. Die Tribünen des Stadions wurden auf einem 23 Meter hohen und 900 Meter langen Wall errichtet, der aus 1,5 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs aufgeschüttet wurde. Dies entsprach etwa einem Drittel der Trümmermassen, die in Leipzig nach dem Krieg übrig geblieben waren.
Am 4. August 1956 wurde das Zentralstadion mit einem Fußballspiel zwischen dem DDR-Meister SC Wismut Karl-Marx-Stadt und dem ungarischen Meister Honvéd Budapest (1:3) feierlich eröffnet. Der Bau des Stadions war ein Prestigebau der DDR, und aufgrund der Kapazität von 100.000 Zuschauern erhielt es schnell den Beinamen „Stadion der Hunderttausend“.
Nutzung und Bedeutung
Das Zentralstadion war ein Ort zahlreicher großer Sportveranstaltungen. Unter anderem fanden hier sieben Mal die Turn- und Sportfeste der DDR, Leichtathletikwettkämpfe, Radsportevents und Fußballspiele der DDR-Nationalmannschaft statt. Auch der 1. FC Lokomotive Leipzig trug hier einige seiner internationalen Spiele im Europapokal der Pokalsieger aus.
Das Stadion zog in den ersten Jahren seines Bestehens regelmäßig mehr als 100.000 Zuschauer an. Der Zuschauerrekord wurde 1956 bei einem Oberligaspiel zwischen dem SC Rotation Leipzig und dem SC Lokomotive Leipzig aufgestellt, als 100.000 Fans das Spiel verfolgten. Ein weiteres Highlight war das WM-Qualifikationsspiel zwischen der DDR und der Tschechoslowakei im Oktober 1957, das sogar 110.000 Zuschauer anzog.
1977 wurde das Zentralstadion zum letzten Mal umfangreich renoviert. Besonders die Flutlichtanlage wurde modernisiert, um den Anforderungen des Farbfernsehens gerecht zu werden.
Nach der Wiedervereinigung und Abriss
Nach der deutschen Wiedervereinigung diente das Zentralstadion dem VfB Leipzig als Heimstätte für seine Bundesligaspiele. Aufgrund des maroden Zustands des Stadions wurde die Kapazität jedoch auf 40.000 Zuschauer begrenzt. Nach dem Abstieg des VfB Leipzig im Jahr 1994 zog der Verein ins Bruno-Plache-Stadion um, und das Zentralstadion wurde immer seltener genutzt.
Im Jahr 2000 wurde das alte Zentralstadion schließlich abgerissen. An gleicher Stelle entstand das neue Zentralstadion, das für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 errichtet wurde. Dieses Stadion wurde 2004 eröffnet und wird heute unter dem Namen Red Bull Arena genutzt.
Fazit
Das Zentralstadion Leipzig war nicht nur ein sportliches Wahrzeichen, sondern auch ein Symbol der DDR und ihrer Ideologie. Mit seiner Kapazität von 100.000 Zuschauern war es das größte Stadion des Landes und Austragungsort vieler historischer Sportereignisse. Trotz seines Abrisses bleibt das Zentralstadion im Gedächtnis vieler Leipziger und Sportfans als „Stadion der Hunderttausend“ lebendig. Die Geschichte des Stadions setzt sich heute mit der Red Bull Arena fort, die an derselben Stelle steht.