Der ehemalige Lurgensteinische Garten
Lurgensteins Garten (früher Heinsbergs Garten, Jöchers Garten) war ein Barockgarten in Leipzig, der im 19. Jahrhundert in der städtischen Bebauung aufging.

Lage und Gestalt
Der Garten lag, von der Stadt gesehen, jenseits des Pleißemühlgrabens hinter der Thomasmühle am westlichen Rande der Altstadt. Er bildete in etwa ein Rechteck, das in einer Spitze nach Nordosten auslief. Er wurde im Osten begrenzt durch den Pleißemühlgraben und auf den übrigen Seiten durch den Diebesgraben. Über diesen schlossen sich im Westen der Kleinbosische Garten, im Süden der Reichelsche Garten (früher Apels Garten) und im Norden das Grundstück des Place de repos an. Die Teile der Thomasmühle jenseits des Pleißemühlgrabens gehörten nicht zum Garten. Der Garten wurde über einen Steg von der Promenade über den Pleißemühlgraben erreicht.
Auf heutige Verhältnisse bezogen, ist das Gelände des Gartens zwischen Dittrichring und Zentralstraße festzumachen.
Auf einem Plan von Leipzig von 1830 ist zu erkennen, dass nur der südliche Teil des Gartens barocken Charakter hatte, der nördliche Teil war ein Wiesengarten. Er wies auch nicht die Pracht seiner berühmten Nachbargärten auf.
Geschichte
Der Garten wurde im 17. Jahrhundert angelegt. Er hieß jeweils nach seinem Besitzer, unter diesen Heinsberg, Jöcher und andere. Im Jahr 1834 erwarb ihn der Kammfabrikant und Stadtrat Wenzel Anton Lurgenstein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadterweiterung bereits das Gebiet erfasst, und im benachbarten Reichelschen Garten waren schon Wohnanlagen entstanden. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Lurgenstein den Garten vor allem als Baugrund ansah. Denn bereits in den Jahren 1837 bis 1840 ließ er im südwestlichen Teil durch den Ratsbaumeister Johann Heinrich Walther ein Wohnhausensemble aus fünf Häusern errichten.
Einer der ersten und prominentesten Bewohner war Felix Mendelssohn Bartholdy. Im Oktober 1837 kam er mit seiner Frau Cécile aus Frankfurt am Main, die er dort im März geheiratet hatte, und mietete sich in der ersten Etage des linken Vorderhauses mit Blick auf die Thomaskirche ein.
Die erleuchteten Fenster markieren die Lage der Leipziger Wohnung der Familie von Felix Mendelssohn Bartholdy von 1837 bis 1845 / unbekannt (Postkarte) [Public domain]
An Lurgenstein erinnert heute nur noch Lurgensteins Steg, ein Fußweg entlang des wieder geöffneten Pleißemühlgrabens.
