Der Karlshof in Leipzig: Geschichte eines Wohn- und Geschäftshauses

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Der Karlshof in Leipzig: Geschichte eines Wohn- und Geschäftshauses

Der Karlshof war ein prägnantes Wohn- und Geschäftshaus in der Ostvorstadt von Leipzig, das im späten 19. Jahrhundert erbaut wurde und eine bedeutende Rolle in der städtebaulichen Entwicklung der Region spielte. Das Gebäude existierte bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Karlshof Leipzig 1875 / Public Domain
Karlshof Leipzig 1875 / Public Domain

Entstehung und Architektur

Im Jahr 1843 wurde das Hintertor (auch bekannt als Schönefelder oder Tauchaer Tor), eines der äußeren Stadttore Leipzigs, abgebrochen. Auf dem dadurch freigewordenen Gelände ließ die Allgemeine Renten-, Capital- und Lebens-Versicherungsbank Teutonia in den Jahren 1870/1871 ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus errichten. Diese Versicherungsgesellschaft war 1852 in Leipzig gegründet worden und hatte zuvor ihren Sitz am Neumarkt.

Der Entwurf für den Bau stammte von dem renommierten Leipziger Architekten Albert Geutebrück. Allerdings konnte Geutebrück die Fertigstellung des Gebäudes nicht mehr miterleben, da er vor der Vollendung verstarb. Das Haus stand an der Einmündung der Carlstraße (heute Büttnerstraße) in die Schützenstraße und erstreckte sich bis zur Marienstraße (heute Chopinstraße).

Das vierstöckige Gebäude war im klassizistischen Stil gehalten und beeindruckte mit einer reich verzierten Fassade, die Eckerkern und Balkone aufwies. Der Namenszug TEUTONIA war an der Fassade angebracht, die zu einem kleinen dreieckigen Platz hin ausgerichtet war, der durch die spitzwinklige Einmündung der Carlstraße entstand. Das Gebäude breitete sich entlang der Schützenstraße aus und wies zehn Fensterachsen auf, wodurch es ein markantes Erscheinungsbild erhielt.

Umzug und Namensänderung

In den Jahren 1913 bis 1915 zog die Teutonia-Versicherung in ein neu errichtetes, größeres Bürogebäude an der Südstraße 73 (heutige Karl-Liebknecht-Straße 143). Das repräsentative Gebäude wurde von den Dresdner Architekten Gustav Hänichen und Heinrich Tscharmann entworfen. Nach diesem Umzug führte der ehemalige Sitz der Versicherung in der Ostvorstadt ab 1917 den Namen Karlshof und gehörte nun zur Karlstraße 1.

Zerstörung und Wiederaufbau

Der Karlshof wurde am 7. Juli 1944 bei einem Luftangriff, der hauptsächlich den Hauptbahnhof Leipzig zum Ziel hatte, zerstört. Das Gelände blieb jahrzehntelang unbebaut und wurde erst nach der Wende in den 1990er-Jahren wieder neu entwickelt. Heute stehen an der Stelle des ehemaligen Karlshofs sechsgeschossige Wohnhäuser, die das historische Erbe des Ortes nur noch erahnen lassen.

Fazit

Der Karlshof war ein bedeutendes Bauwerk der Leipziger Ostvorstadt und spiegelte sowohl die architektonische als auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wider. Trotz seiner Zerstörung bleibt er ein Teil der Geschichte Leipzigs, die durch die heutige Bebauung in gewisser Weise weitergeführt wird.

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