Der Petersbrunnen: Ein historisches Badehaus in der Leipziger Westvorstadt
Ursprung und Entstehung
Der Petersbrunnen war ein bedeutendes Badehaus in der Leipziger Westvorstadt, das über 100 Jahre lang eine wichtige Rolle im städtischen Leben spielte. Die Geschichte des Petersbrunnens beginnt im Jahr 1787, als Erdmann Traugott Reichel (1748–1832) den bereits verkleinerten Apelschen Garten erwarb. Dieses Gelände, das später als Reichels Garten bekannt wurde, nutzte Reichel zunehmend für wirtschaftliche Zwecke. Anfang des 19. Jahrhunderts ließ er dort ein Badehaus errichten, das als Petersbrunnen in die Geschichte eingehen sollte.
Architektur und Bauweise
Der Petersbrunnen war ein markantes dreigeschossiges Gebäude mit einem achteckigen Grundriss. Besonders auffällig war das kuppelförmige, mit Schiefer gedeckte Dach, das zwei Reihen von Gauben besaß und dem Bauwerk sein charakteristisches Aussehen verlieh. Aufgrund seiner Form erhielt das Gebäude im Volksmund den Spitznamen „Vogelkäfig“. Bereits im Stadtmodell von Leipzig von 1822, das im Festsaal des Alten Rathauses ausgestellt ist, ist der Petersbrunnen verzeichnet. Seine erste schriftliche Erwähnung als „Petersbrunnen“ erfolgte 1853 in einem Leipziger Adressbuch.
Lage und Entwicklung
Mit der fortschreitenden Erschließung der Westvorstadt änderte sich auch die Umgebung des Petersbrunnens. Ursprünglich in Reichels Garten gelegen, befand sich das Badehaus später etwas zurückgesetzt an einem Abzweig der Dorotheenstraße, die 1845 entstand und seit 1912 als Otto-Schill-Straße bekannt ist. Der Abzweig, an dem der Petersbrunnen lag, wurde 1923 in Apels Garten umbenannt, was die historische Verbindung zur ursprünglichen Gartenanlage betonte.
Nutzung und Wandel
Das Erdgeschoss des Petersbrunnens diente im Laufe der Zeit verschiedenen Zwecken. Um 1910 wurde ein Ladengeschäft darin betrieben, und spätestens ab 1925 hatte die Leipziger Fahrzeugmanufaktur Dobernecker und Groh dort ihren Sitz. Diese Nutzung ist auch auf einem Bild aus dem Jahr 1937 dokumentiert. Trotz dieser Veränderungen blieb das Badehaus selbst noch bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts in Betrieb, was die lange Tradition des Petersbrunnens als Ort der Erholung und Hygiene unterstreicht.