Die Pleißenburg: Ein historisches Wahrzeichen Leipzigs

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Die Pleißenburg: Ein historisches Wahrzeichen Leipzigs

Ursprung und Baugeschichte

Die Pleißenburg war ein bedeutendes Bauwerk am damaligen Rand der sächsischen Stadt Leipzig, das über Jahrhunderte eine zentrale Rolle in der Geschichte der Stadt spielte. Errichtet wurde die Burg im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft von Markgraf Dietrich dem Bedrängten (1162–1221). Ihren Namen verdankte sie dem nahegelegenen Fluss Pleiße, der an ihr vorbeifloss. Ursprünglich als Schutzburg erbaut, entwickelte sich die Pleißenburg über die Jahrhunderte hinweg zu einem wichtigen Ort politischer, militärischer und religiöser Ereignisse.

Das Schloß oder Castell zu Leipzig, die Pleißenburg genannt (um 1780).
Das Schloß oder Castell zu Leipzig, die Pleißenburg genannt (um 1780). / Foto H.-P.Haack, CC BY-SA 3.0

Wichtige historische Ereignisse

Die Leipziger Disputation und die Reformation

Ein besonders bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Pleißenburg war die Leipziger Disputation von 1519. In einem heftigen theologischen Streitgespräch traten Martin Luther (1483–1546) und Johannes Eck gegeneinander an. Diese Debatte markierte einen wichtigen Meilenstein in der Reformation. Wenige Jahre später, am Pfingstsonnabend 1539, hielt Martin Luther in der Schlosskapelle der Pleißenburg die erste evangelische Predigt in Leipzig, was die Einführung der Reformation in der Stadt festigte.

Umbau zur Festung unter Kurfürst Moritz

Während des Schmalkaldischen Krieges wurde die Pleißenburg schwer beschädigt. Kurfürst Moritz von Sachsen (1521–1553) ließ die Burg daraufhin 1548 abreißen und beauftragte Hieronymus Lotter (1497–1580) mit dem Wiederaufbau. Die neu errichtete Festung, die 1549 fertiggestellt wurde, besaß einen dreieckigen Grundriss und war mit Kasematten und einer dreieckigen Bastion ausgestattet. Diese Anlage machte die Pleißenburg zu einer bedeutenden Zitadelle, die in das Verteidigungssystem der Stadt Leipzig integriert war.

 Ehemalige Pleißenburg in Leipzig 1804 mit Sternwarte. Kupferstich 16,5 x 20,5cm (Plattenrand) von Benjamin Schwarz, aquarelliert.
Ehemalige Pleißenburg in Leipzig 1804 mit Sternwarte. Kupferstich 16,5 x 20,5cm (Plattenrand) von Benjamin Schwarz, aquarelliert / Foto: H.-P.Haack / Objekt: Benjamin Schwarz.

Die Pleißenburg im Dreißigjährigen Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg erlangte die Pleißenburg erneut strategische Bedeutung. Am 14. September 1631 begann hier der Angriff der katholischen Liga unter dem Kommando von General Tilly auf das Kurfürstentum Sachsen. Dieser Angriff endete jedoch mit einer schweren Niederlage in der Schlacht bei Breitenfeld, in der das schwedisch-sächsische Heer unter Gustav II. Adolf siegreich war.

Verfall und spätere Nutzung

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Pleißenburg allmählich ihre militärische Bedeutung. 1764 wurde sie aus der Liste der sächsischen Festungen gestrichen und diente fortan als Verwaltungsgebäude und Kaserne. In den Jahren 1765 bis 1790 war die neu gegründete Leipziger Zeichen- und Kunstakademie unter der Leitung von Adam Friedrich Oeser (1717–1799) in der Pleißenburg untergebracht. Hier erhielt der junge Johann Wolfgang Goethe (1749–1832) seine ersten Zeichenstunden.

Ein weiteres Kapitel in der Nutzungsgeschichte der Pleißenburg begann 1753, als die Münzstätte Leipzig in die Kasematten der Burg verlegt wurde. Diese Einrichtung blieb bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1765 in Betrieb. Zudem richtete der Chemiker Christian Gotthold Eschenbach (1753–1831) 1784 das erste chemische Laboratorium der Universität Leipzig in der Pleißenburg ein.

Die ehemalige Pleißenburg in Leipzig von der Wächterstraße aus gesehen, 1890/96
Die ehemalige Pleißenburg in Leipzig von der Wächterstraße aus gesehen, 1890/96 / Public Domain

Die Sternwarte und das Ende der Pleißenburg

Ab 1794 war die Pleißenburg auch Standort der Sternwarte Leipzig, die vom Stadtbaudirektor Johann Carl Friedrich Dauthe (1746–1816) auf dem Turm der Burg errichtet wurde. Diese Sternwarte diente nicht nur wissenschaftlichen Zwecken, sondern war auch ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt.

Mit der Einweihung der Kaserne in Möckern im Jahr 1875 endete die militärische Nutzung der Pleißenburg. Die Burg verlor endgültig ihre strategische Bedeutung und wurde 1895 von der Stadt Leipzig vom Königreich Sachsen erworben. 1897 begann der Abbruch der Pleißenburg, um Platz für neue städtische Bauprojekte zu schaffen.

Die Baustelle des Neuen Rathauses zwischen Rathausring und Burgplatz. Blick vom Rathausring nach Norden auf den Burgplatz, 1899
Die Baustelle des Neuen Rathauses zwischen Rathausring und Burgplatz. Blick vom Rathausring nach Norden auf den Burgplatz, 1899 / https://www.wikidata.org/wiki/Q95195, CC0

Der Bau des Neuen Rathauses und das heutige Erbe

Auf dem Gelände der ehemaligen Pleißenburg entstand ab 1899 unter der Leitung des Architekten Hugo Licht (1841–1923) der Monumentalbau des Neuen Rathauses, das 1905 fertiggestellt wurde. Dieses Gebäude, das heute das Leipziger Stadtbild prägt, nutzt Teile des ehemaligen Burgareals. Die Gesamtfläche der ehemaligen Pleißenburg umfasste jedoch mehr als nur das heutige Neue Rathaus. Auf dem Gelände wurden außerdem das Stadthaus und das Gebäude der Leipziger Bank, heute eine Filiale der Deutschen Bank, errichtet.

Zur Erinnerung an die Pleißenburg wurde auf der Internationalen Bauausstellung (IBA) 1913 in Leipzig ein Nachbau der Burg präsentiert, der an die reiche Geschichte dieses bedeutenden Bauwerks erinnerte.

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