Jöchers Haus: Ein barockes Wahrzeichen Leipzigs

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Jöchers Haus: Ein barockes Wahrzeichen Leipzigs

Jöchers Haus (auch Jöchersches Haus genannt) war ein bedeutendes barockes Wohn- und Geschäftshaus am Markt in Leipzig (Haus-Nr. 2). Es stand an der Nordostecke des Marktplatzes und gehörte zu den prägnanten Gebäuden, die das historische Stadtbild Leipzigs prägten.

Jöchers Haus 1860 an der Nordostecke des Leipziger Marktes / Public Domain
Jöchers Haus 1860 an der Nordostecke des Leipziger Marktes / Public Domain

Geschichte und Architektur

Ende des 17. Jahrhunderts befand sich das Gebäude im Besitz der Leipziger Kaufmannsfamilie Jöcher. Es lag in direkter Verlängerung der Front des Alten Rathauses und war durch das Salzgäßchen von diesem getrennt. 1695 wurde das ursprüngliche Haus errichtet und 1707 durch den Architekten Johann Gregor Fuchs erweitert. Bei diesem Umbau erhielt das Gebäude seine markante architektonische Form, die es für mehr als 200 Jahre behielt.

Das fünfstöckige Gebäude verfügte über acht Fensterachsen, die durch schmale, gequaderte Lisenen gegliedert waren. Die Dachkonstruktion war besonders auffällig: Ein rechteckiger Dachaufbau mit vier Fensterachsen, der von einer Balustrade mit Figurenschmuck gekrönt wurde, verlieh dem Haus eine unverwechselbare Silhouette. Der Fensterschmuck war eher dezent gehalten, was den barocken Charakter des Gebäudes unterstrich. Zum Zeitpunkt des Umbaus gehörte das Haus dem Kaufmann Johann Christoph Jöcher.

Ein besonderes Merkmal war das Portal, das um 1736 von Christian Döring gestaltet wurde. Der Balkon darüber wurde von zwei Frauenfiguren getragen, die dem Gebäude eine kunstvolle Note verliehen. Diese Figuren waren im Laufe der Zeit stark verwittert, sodass sie 1930 von dem Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann neu geschaffen wurden.

Jöchers Haus in Leipzig um das Jahr 1930 / Public Domain
Jöchers Haus in Leipzig um das Jahr 1930 / Public Domain

Zerstörung und Nachkriegszeit

Am 4. Dezember 1943 fiel Jöchers Haus einem Bombenangriff auf Leipzig zum Opfer und wurde vollständig zerstört. Rund um 1950 wurde auf dem Grundstück, leicht zurückversetzt, der Pavillon der Nationalen Front errichtet. Dieser einstöckige Bau diente als Ort politischer Propaganda. Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953, bei dem der Pavillon abgebrannt war, wurde er erneut aufgebaut.

Mit dem Bau der vierflügeligen Wohnanlage am Sachsenplatz in den 1960er Jahren wurde das Salzgäßchen zu einem platzartigen Areal erweitert. Das Grundstück des ehemaligen Jöcherschen Hauses blieb unbebaut und wird heute für Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt genutzt.

Pavillon der Nationalen Front an der Stelle von Jöchers Haus 1953 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-21044-0131,_Leipzig,_Herbstmesse,_Pavillon_der_Nationalen_Front.jpg">Bundesarchiv, Bild 183-21044-0131 / CC-BY-SA 3.0</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en">CC BY-SA 3.0 DE</a>, via Wikimedia Commons
Pavillon der Nationalen Front an der Stelle von Jöchers Haus 1953 / Bundesarchiv, Bild 183-21044-0131 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Die Frauenfiguren von Jöchers Haus

Ein bedeutendes Überbleibsel des Gebäudes sind die beiden Frauenfiguren, die das Portal des Hauses zierten und die Zerstörung im Krieg überstanden. Sie wurden restauriert und am 6. Mai 2011 feierlich am Neubau des Katharinums in der Katharinenstraße enthüllt. Die Figuren schmücken nun den Eingang der Leipziger Tourismus-Information, die sich am Nordgiebel des Katharinums im Museumsquartier befindet.

Die Figuren von Jöchers Haus am Eingang der Tourist-Information / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tourist-Info_Leipzig.jpg">Geisler Martin</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Die Figuren von Jöchers Haus am Eingang der Tourist-Information / Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Fazit

Jöchers Haus war über zwei Jahrhunderte hinweg ein prägendes Gebäude am Leipziger Markt. Obwohl es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, lebt sein Erbe in Form der restaurierten Frauenfiguren weiter, die heute ein Stück der Leipziger Stadtgeschichte repräsentieren.

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