Lattermanns Hof: Ein Zeitzeuge Leipziger Geschichte

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Lattermanns Hof: Ein Zeitzeuge Leipziger Geschichte

Das prägende Bürger- und Gewerbegebäude im historischen Brühl-Viertel

Lattermanns Hof war eines der bedeutendsten Bürger- und Gewerbegebäude im Viertel rund um die Straße Brühl in Leipzig. Typisch für diese Gegend waren die weitläufigen Innen- und Durchgangshöfe, die auch Lattermanns Hof auszeichneten. Der Gebäudekomplex entstand 1733 nach dem Abriss kleinerer, älterer Bauten und wurde zunächst als „Wincklersches Haus“ bezeichnet. Mit dem Kauf durch den Kaufmann Franz Lattermann erhielt das Bauwerk seinen heutigen Namen. Leider wurde der Gebäudekomplex während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt und nicht wieder aufgebaut.

Heute erinnert ein Teil des 2010 eröffneten Einkaufszentrums „Höfe am Brühl“, der den Namen „Lattermanns Hof“ trägt, an diesen wichtigen Ort Leipziger Geschichte.

Lattermanns Hof, Innenhof (um 1900) / Public Domain
Lattermanns Hof, Innenhof (um 1900) / Public Domain

Architektur von Christian Döring: Schlichte Eleganz und raffiniertes Detail

Ein Meisterwerk des Barock

Der vom bekannten Leipziger Architekten und Maurermeister Christian Döring entworfene Bau bestach durch seine schlichte, aber elegante Struktur. Mit seinen neun Achsen und vier Geschossen wirkte das Gebäude beeindruckend, ohne überladen zu erscheinen. Ein dreiachsiger Risalit, ein vor die Fassade vorspringender Bauteil, war das Hauptgestaltungsmerkmal, das mit minimalem Schmuck versehen wurde. Fensterrahmungen, glatte Fassaden und ein prägnanter Dacherker mit einer für Leipzig damals neuen Giebelform setzten dezente Akzente. Der Giebel, gefüllt mit muschelartigen Schnörkeln und Schuppenmustern, war ein herausragendes Element im Übergang zum Rokoko-Stil.

Der Innenhof des Gebäudes war durch zweiachsige Risalite gegliedert, was ihm eine besondere Großzügigkeit verlieh und das Bauwerk zu einem imposanten Vertreter der barocken Baukunst machte.

Historische Bedeutung und Wandel

Von der mittelalterlichen Badestube zum Zentrum der Pelzindustrie

Lattermanns Hof stand auf einem geschichtsträchtigen Gelände, das bis ins Mittelalter zurückreicht. Früher befand sich hier die St. Katharinen-Badestube, später eine Herberge für Messegäste aus Plauen. Im 19. Jahrhundert war Lattermanns Hof Teil des berühmten Pelzhandelszentrums Leipziger Brühl, wo zahlreiche Fell- und Pelzhändler ansässig waren.

Nach dem Abriss der alten Gebäude und dem Neubau durch Christian Döring in den Jahren 1733 bis 1735 entwickelte sich der Gebäudekomplex zu einem wichtigen Handelsplatz in Leipzig. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert befanden sich hier renommierte Gewerbebetriebe, wie das „Erste Wiener Café“ und zahlreiche Pelzhandlungen, die Leipzig zum Zentrum der weltweiten Pelzindustrie machten.

Lattermanns Hof im Wandel der Zeit

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederbelebung im 21. Jahrhundert

Während eines Bombenangriffs im Dezember 1943 wurde Lattermanns Hof, wie viele andere Gebäude in der Brühlstraße, nahezu vollständig zerstört. Nur wenige der umliegenden Gebäude blieben erhalten. Erst mit der Eröffnung des modernen Einkaufszentrums „Höfe am Brühl“ im Jahr 2010 wurde das Erbe dieses bedeutenden Bauwerks wieder aufgegriffen. Ein Teil des Zentrums, der „Lattermanns Hof“, erinnert heute an die lange Geschichte dieses geschichtsträchtigen Ortes und bietet eine Heimat für moderne Geschäfte aus den Bereichen Mode und Lifestyle.

Lattermanns Hof bleibt so ein lebendiges Zeugnis der wechselvollen Leipziger Geschichte und verbindet Tradition mit der Gegenwart.

Fazit

Lattermanns Hof ist nicht nur ein architektonisches Denkmal der Barockzeit, sondern auch ein Symbol für den Wandel und die Erneuerung in Leipzig. Von seiner Entstehung im 18. Jahrhundert über seine Rolle im Pelzhandel bis hin zur Zerstörung und dem Wiederaufleben als Teil eines modernen Einkaufszentrums – dieses Gebäude ist fest mit der Geschichte Leipzigs verbunden und bleibt ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Stadt.

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