Monument des Eisens: Ein Meilenstein der modernen Architektur
Geschichte des Pavillons
Das Monument des Eisens war ein bedeutender Ausstellungspavillon, der auf der Internationalen Baufach-Ausstellung 1913 in Leipzig errichtet wurde. Beauftragt vom Deutschen Stahlwerksverband und dem Verein deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken, sollte der Pavillon die Bedeutung des Stahls als fortschrittliches Baumaterial und die zukunftsweisenden Möglichkeiten in der Architektur verdeutlichen. Die Architekten Bruno und Max Taut sowie ihr Partner Franz Hoffmann entwarfen das Bauwerk, das schließlich zu einem der meistbeachteten Gebäude der Fachmesse wurde und als Vorläufer der modernen Architektur gilt.
Das Architekturbüro Taut & Hoffmann hatte bereits in der Vergangenheit bei Ausstellungen bewiesen, wie Stahl innovativ eingesetzt werden konnte. Für das Monument des Eisens setzten sie diese Erfahrung ein, um ein Gebäude zu schaffen, das sowohl ästhetisch als auch technisch neue Maßstäbe setzte. Der Entwurf des Pavillons ging aus einem zweistufigen Wettbewerb hervor, den die Architekten 1912 zusammen mit dem Bauunternehmen Breest & Co. aus Berlin gewannen.
Inspiriert von Ideen des Art déco, des Expressionismus und orientalischer Baukunst, entstand ein Pavillon, der sich nicht nur durch seine Funktionalität, sondern auch durch seine avantgardistische Formensprache auszeichnete. Der Bauprozess wurde innerhalb von nur drei Monaten abgeschlossen, sodass das Gebäude rechtzeitig zur Eröffnung der Ausstellung im Mai 1913 fertiggestellt war. Obwohl der Pavillon nach dem Ende der Messe abgerissen wurde, blieb er durch seine visionäre Architektur in Erinnerung.
Architektur und Design
Das Monument des Eisens war ein 30 Meter hoher, oktogonaler Zentralbau, der vollständig aus Profilstahl errichtet wurde. Die Form des Gebäudes erinnerte an eine gestufte Zikkurat, ein Bauwerk, das in der altorientalischen Architektur zu finden ist. Der Baukörper wurde von einer vergoldeten Kugel aus Zinkblech gekrönt, die einen Durchmesser von neun Metern hatte. Diese Kugel, die an das Wiener Secessionsgebäude erinnerte, symbolisierte den fortschrittlichen Geist und den Wert des Stahls als Baumaterial. Durch ihre Vergoldung verlieh sie dem Gebäude eine besondere Ausstrahlung, die den ansonsten sachlichen, industriellen Charakter der Stahlkonstruktion auflockerte.
Das Gebäude ruhte auf einem achteckigen Backsteinsockel, der eine umlaufende Terrasse bildete und den Bau wie einen Tempel erscheinen ließ. Dieser Tempelcharakter wurde durch den offenen und frei zugänglichen Eingang betont, der durch ein im Art-déco-Stil gestaltetes Portal hervorgehoben wurde. Über dem Eingang waren dekorative Tondi mit den Initialen der Aussteller angebracht.
Die Fassade des Pavillons war aus sichtbaren Stahlträgern konstruiert und unterstrich damit den industriellen Charakter des Baus. Große, allseitig eingelassene Fenster betonten den Fachwerkbau und sorgten für viel natürliches Licht im Inneren.
Innenraumgestaltung und Ausstellung
Das Erdgeschoss des Pavillons war als Lehr- und Ausstellungsraum konzipiert und diente der Präsentation der neuesten Errungenschaften im Stahlbau. Der zentrale Raum, der sogenannte Diaphaniensaal, war achteckig und bot eine beeindruckende Ausstellung von Fotografien bereits realisierter oder im Bau befindlicher Stahlkonstruktionen. Ein besonderer Blickfang war ein Fries aus Scherenschnitten von Wilhelm Repsold, der den Saal umrahmte. Um diesen Raum herum verlief ein breiter Gang, in dem verschiedene Exponate zur Herstellung von Eisen und Stahl sowie Modelle von Brücken und Stahlkonstruktionen gezeigt wurden.
Besonders hervorzuheben ist das Obergeschoss, das über eine freitragende, symmetrisch angelegte Treppe erreicht wurde. In diesem Bereich befand sich ein Kinosaal, der für wissenschaftliche und lehrhafte Vorträge und Filmvorführungen genutzt wurde. Der Saal war in dunklen violetten Tönen gehalten und schuf durch seine Gestaltung eine besondere Atmosphäre. Die Oberlichtfenster ließen bei Bedarf Tageslicht einfallen, konnten jedoch auch verdunkelt werden, um Filmvorführungen zu ermöglichen. An den Wänden waren Gemälde und Motive der Industriemalerei zu sehen, die den wissenschaftlich-industriellen Charakter der Ausstellung unterstrichen.
Kunsthandwerkliche Details
Ein weiteres Highlight des Pavillons war das kunstvoll gestaltete Vestibül. Der Boden bestand aus Skyros-Marmor, der durch Bronzeeinlagen veredelt wurde. Die Decke des Vestibüls war ein wahres Kunstwerk: Ein Netz aus blankpolierten Stahlträgern spannte sich über den Raum und bildete ein ornamentales Muster. Zwischen den Stahlträgern waren reich verzierte Tonplatten und Flächen aus Putz eingezogen. Die Wände des Vestibüls wurden von Majolika-Bildern und Mosaiken des Künstlers Franz Mutzenbecher geschmückt, darunter eine Darstellung einer feuerspeienden Bessemer-Birne, die den Prozess der Stahlerzeugung symbolisierte. Mutzenbecher war auch für die Deckenbemalung im Pavillon und die Gestaltung der Raumteiler im Kinosaal verantwortlich.
Bedeutung und Einfluss
Das Monument des Eisens war mehr als nur ein Ausstellungsgebäude – es war ein Prototyp für die moderne Architektur. Die innovative Nutzung von Stahl, die klare Formensprache und die kunstvollen Details machten den Pavillon zu einem Vorläufer des berühmten Glashauses, das Bruno Taut ein Jahr später auf der Werkbundausstellung in Köln präsentierte. Der Pavillon galt als Meilenstein in der Entwicklung der architektonischen Avantgarde und prägte die Vorstellung von modernen, funktionalen Bauwerken, die gleichzeitig ästhetisch ansprechend sind.
Obwohl der Pavillon nach der Baufach-Ausstellung abgetragen wurde, blieb seine Bedeutung für die Architekturgeschichte bestehen. Die von Taut und Hoffmann entwickelten Ideen und Techniken beeinflussten die Architektur der 1920er Jahre und darüber hinaus, insbesondere im Bereich der Nutzung von Stahl und Glas.
Fazit
Das Monument des Eisens war ein wegweisendes Bauwerk, das neue Möglichkeiten in der Architektur aufzeigte und die Nutzung von Stahl als Baumaterial revolutionierte. Mit seiner außergewöhnlichen Form und den innovativen Materialien war der Pavillon ein Aushängeschild der modernen Baukunst und legte den Grundstein für spätere Entwicklungen in der Avantgarde-Architektur.