Privatanstalt Thonberg: Eine psychiatrische Einrichtung für Leipzigs wohlhabende Gesellschaft
Gründung und Entwicklung
Die Privatanstalt Thonberg wurde 1839 von Eduard Wilhelm Güntz in Thonberg, einem heutigen Stadtteil von Leipzig-Stötteritz, gegründet. Die Einrichtung war eine psychiatrische Klinik, die speziell für Angehörige der wohlhabenden Gesellschaftsschichten konzipiert war. Eingebettet in eine großzügige Parkanlage bot die Anstalt ihren Patienten nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch eine ruhige und erholsame Umgebung.
Leitung und Weiterführung
Nach dem Tod von Eduard Wilhelm Güntz im Jahr 1863 übernahm sein Schwiegersohn Justus Theobald Güntz die Leitung der Anstalt. Unter seiner Führung wurde die Einrichtung weiterhin als exklusives Heil- und Pflegezentrum für psychisch erkrankte Personen betrieben. 1888 ging die Leitung der Privatanstalt an das Johannishospital über, wodurch die Klinik in das städtische Gesundheitswesen integriert wurde.
Medizinische Versorgung und Statistik
Im Jahr 1903 berichtete die Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medicin über die Belegung und Behandlung in der Anstalt. Dem Bericht zufolge verfügte die Einrichtung über 65 Betten und betreute insgesamt 88 Patienten, darunter 79 Geisteskranke, 3 Alkoholiker und 6 Nervenkranke. Diese Statistik verdeutlicht, dass die Klinik nicht nur psychiatrische, sondern auch neurologische und suchtmedizinische Versorgung anbot.
Auflösung und Erbe
Im Jahr 1920 wurde die Privatanstalt Thonberg endgültig aufgelöst. Während ihres Bestehens wurden in der Einrichtung etwa 2500 Patienten behandelt. Der Güntz-Park, der heute noch existiert, erinnert an die einst bedeutende Klinik. Im Park befindet sich der Güntz-Turm, der über einem Brunnen errichtet wurde, der einst der Wasserversorgung der Anstalt diente.
Von der ehemaligen Klinik ist ein Aktenbestand von 19,58 Regalmetern erhalten, der heute eine wertvolle Quelle für die Erforschung der Geschichte der psychiatrischen Versorgung in Leipzig darstellt.