Villa Girbardt: Ein verlorenes Bauwerk im Leipziger Musikviertel

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Villa Girbardt: Ein verlorenes Bauwerk im Leipziger Musikviertel

Geschichte und Architektur

Die Villa Girbardt war eine großbürgerliche Residenz im Leipziger Musikviertel, die Teil des berühmten Villenrings entlang der Karl-Tauchnitz-Straße war. Errichtet wurde das prachtvolle Gebäude im Jahr 1888 vom Architekten Max Pommer (1847–1915) im Stil der Neorenaissance für den Kaufmann Hilmar Girbardt. Die Villa befand sich in der Karl-Tauchnitz-Straße 17, ehemals als Carl-Tauchnitz-Straße 33 nummeriert.

Villa Hilmar Girbardt in der Karl-Tauchnitz-Straße 17 (alte Hausnummer 33) im Leipziger Musikviertel. Erbaut 1888 von Max Pommer, 1892 / Public Domain
Villa Hilmar Girbardt in der Karl-Tauchnitz-Straße 17 (alte Hausnummer 33) im Leipziger Musikviertel. Erbaut 1888 von Max Pommer, 1892 / Public Domain

Nutzung und Bewohner

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wohnte in der Villa der NSDAP-Politiker und Oberbürgermeister von Leipzig, Alfred Freyberg (1893–1945). Die Sparkasse der Stadt Leipzig wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Eigentümerin der Villa, was darauf hindeutet, dass Hilmar Girbardt möglicherweise als Verfolgter des Naziregimes gezwungen war, das Land zu verlassen.

Grundstück und Architektur

Die Villa Girbardt zeichnete sich durch einen großzügigen Garten aus, der sich bis zur benachbarten Wächterstraße erstreckte. Zusätzlich befand sich auf dem Grundstück ein Stallgebäude, auch als Remise bezeichnet, welches die für die damalige Zeit typische großbürgerliche Ausstattung komplettierte.

Villa Hilmar Girbardt in der Karl-Tauchnitz-Straße 17 (alte Hausnummer 33) im Leipziger Musikviertel. Erbaut 1888 von Max Pommer. Grundriss, Public Domain
Villa Hilmar Girbardt in der Karl-Tauchnitz-Straße 17 (alte Hausnummer 33) im Leipziger Musikviertel. Erbaut 1888 von Max Pommer. Grundriss, Public Domain

Zerstörung und Nachkriegsentwicklung

Die Villa Girbardt wurde im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Leipzig zerstört. Nach dem Krieg wurde das Grundstück der Villa sowie die angrenzenden Areale weiterer kriegszerstörter Villen (Villa Gruner, Villa Oelßner, Villa Wölker, Villa Hermann Beckmann und Villa Carl Beckmann) zu einem großen Baugrundstück zusammengelegt. Auf diesem Gelände entstanden 1970 drei 16-geschossige Punkthochhäuser, die nach den Plänen von Walter Havliczek errichtet wurden. Diese Gebäude sind unter dem Namen „die drei Gleichen“ bekannt und prägen heute das Stadtbild an dieser Stelle.

Fazit

Die Villa Girbardt war ein prächtiges Beispiel großbürgerlicher Architektur im Leipziger Musikviertel und Teil des architektonischen Erbes der Stadt, das durch den Krieg unwiederbringlich verloren ging. Heute erinnern nur noch die modernen Hochhäuser an den einstigen Glanz dieser Villenlandschaft.

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