Zentralmarkthalle Leipzig: Eine Geschichte der Lebensmittelversorgung in Leipzig
Die Zentralmarkthalle Leipzig war eine wichtige Versorgungseinrichtung für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs, die über mehr als fünfzig Jahre südlich der Innenstadt bestand. Ihre zentrale Lage und Funktion machten sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Leipziger Handelslebens.
Lage und Architektur
Die Zentralmarkthalle befand sich etwa 100 Meter südlich des Roßplatzes, der heute Teil des Innenstadtrings ist. Ihr Areal erstreckte sich bis zur heutigen Straßenbahnhaltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz. Sie grenzte an die Brüder- und Markthallenstraße, wobei die Markthallenstraße ursprünglich als Windmühlengasse bekannt war. Beide Straßen sind auch heute noch in Leipzig zu finden und lassen sich durch ihre charakteristische Pflasterung auf dem derzeitigen Brachgelände zwischen Peterssteinweg und Grünewaldstraße identifizieren.
Der Haupteingang der Markthalle lag zum Roßplatz hin. Weitere sechs Zugänge führten von den Straßenfronten in die Halle. Noch heute erinnert ein kleiner technischer Bau auf dem Gelände an die einstige Zentralmarkthalle, da er eine Verbindung zum bestehenden Untergeschoss der früheren Markthalle darstellt.
Geschichte der Zentralmarkthalle
Die Markthalle wurde zwischen 1889 und 1891 nach den Plänen des Stadtbaudirektors Hugo Licht erbaut, nachdem die Stadt Leipzig 1887 die dafür erforderlichen Grundstücke erworben hatte. Am 26. Mai 1891 wurde die Halle feierlich eröffnet. Sie diente von Anfang an sowohl dem Groß- als auch dem Einzelhandel und beendete den bisherigen offenen Marktbetrieb auf den Plätzen Leipzigs.
Da die räumlichen Verhältnisse für den Großhandel bald nicht mehr ausreichten, wurde dieser 1923 aus der Halle verlagert. Bis zur Fertigstellung der neuen Großmarkthalle im Südosten der Stadt im Jahr 1930 wurde ein Interim genutzt. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde die bisherige Markthalle in Zentralmarkthalle umbenannt.
Während des Bombenangriffs vom 4. Dezember 1943 wurde die Zentralmarkthalle schwer beschädigt. Teile der Halle, insbesondere die östliche Achse und die Kellerräume, konnten bereits am 9. Dezember wieder für den Handel genutzt werden. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde etwa ein Drittel der Halle wieder in Betrieb genommen.
In den 1950er Jahren wurde die Halle jedoch zunehmend als städtebaulicher Schandfleck angesehen, da Teile des Gebäudes noch immer in Trümmern lagen. Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks wurde die Halle schließlich vollständig abgerissen.
Bau und Betrieb
Die Zentralmarkthalle wurde über einem unregelmäßigen Vieleck errichtet. Die Südfront an der Brüderstraße war 140 Meter lang, die Front zur Markthallenstraße 100 Meter und die Haupteingangsseite am Roßplatz 35 Meter. Insgesamt umfasste die Halle eine Fläche von 7500 Quadratmetern.
Das Gebäude wurde aus gelben Ziegelsteinen auf einem Sockel aus schwarzer Basalt-Lava errichtet und trug mehrere Satteldächer. Diese wurden von einer Tragkonstruktion aus Eisen gestützt. Die Giebel des Daches prägten die Fassadenstruktur. An der Südwestecke stand ein 34 Meter hoher Turm, der an die italienische Baukunst erinnerte und eine Uhr sowie Schlagglocken trug, welche die Marktzeiten ankündigten. Zudem befand sich im Turm ein Wasserreservoir, das für den Betrieb von sechs hydraulischen Warenaufzügen genutzt wurde.
Im Erdgeschoss der Halle, das auch ein Restaurant, einen Kaffeeausschank, einen Lichthof und verschiedene Verwaltungsräume beherbergte, befanden sich 600 Verkaufsstände. Auf der Galerie waren zusätzliche 160 Stände untergebracht. Neben Verkaufsflächen für Fleisch, Fisch, Gemüse und Konserven im Erdgeschoss wurden auf der Galerie Molkereiprodukte, Backwaren sowie Korb-, Holz- und Böttcherwaren angeboten. Der Keller der Halle bot gekühlte Lagerflächen, die von den Händlern angemietet werden konnten.
Die Markthalle war ursprünglich auch für den Großhandel geöffnet, der täglich ab 4 Uhr, später ab 6 Uhr für den Einzelhandel, begann. Der Marktbetrieb lief bis 21 Uhr, wobei von 13 bis 17 Uhr eine Pause eingelegt wurde. In den Anfangsjahren befuhren an Markttagen mehr als 200 Pferdewagen sowie zahlreiche Hand- und hundegezogene Wagen das Gelände.
Letzte Überlegungen zur Zukunft
In der jüngeren Vergangenheit gab es Vorschläge, im Zuge der städtebaulichen Entwicklung des Areals zwischen Peterssteinweg und Grünewaldstraße, in Verbindung mit der Inbetriebnahme des City-Tunnels und dem Bau des Denkmals zur Friedlichen Revolution, wieder eine Markthalle an diesem Standort zu errichten. Diese Pläne spiegeln den Wunsch wider, an die zentrale Bedeutung der ehemaligen Zentralmarkthalle anzuknüpfen und eine neue Versorgungsstätte im Herzen Leipzigs zu schaffen.