Die Alte Trinitatiskirche in Leipzig: Geschichte, Zerstörung und Erbe

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Die Alte Trinitatiskirche in Leipzig: Geschichte, Zerstörung und Erbe

Die Alte Trinitatiskirche (Römisch-Katholische Propsteikirche zur Heiligen Dreifaltigkeit) war ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Katholizismus in Leipzig. Als erster katholischer Kirchenneubau der Stadt seit der Reformation, stand sie für die Wiederbelebung des katholischen Glaubens in einer Region, die stark von der Reformation geprägt war. Die Kirche, die von 1847 bis 1943 existierte, prägte das Stadtbild Leipzigs und war ein Symbol des religiösen und architektonischen Aufschwungs im 19. Jahrhundert. Doch die Geschichte der Alten Trinitatiskirche ist auch eine Geschichte der Zerstörung und des Verlustes, der in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs seinen Höhepunkt fand.

Ostansicht der Alten Trinitatiskirche in Leipzig um 1890 / Public Domain
Ostansicht der Alten Trinitatiskirche in Leipzig um 1890 / Public Domain

Die Lage und architektonische Gestaltung

Die Alte Trinitatiskirche befand sich auf dem Grundstück Rudolphstraße 1/2, am westlichen Promenadenring, nur etwa 70 Meter westlich des heutigen Neuen Rathauses. Ihr Standort war geschickt gewählt: Sie war sowohl vom Zentrum als auch von der sich entwickelnden Westvorstadt gut erreichbar. Mit einem nach Osten ausgerichteten Kirchenbau und einem markanten Kirchturm auf der westlichen Seite setzte sie einen deutlichen architektonischen Akzent in der Umgebung.

Das Kirchengebäude selbst war ein Beispiel für die damals populäre Neogotik. Es war etwa 50 Meter lang und 25 Meter breit, das Mittelschiff erreichte eine Höhe von 20 Metern, während der imposante Kirchturm stolze 54 Meter hoch war. Der aus Ziegeln errichtete Bau war an den Außenflächen verkleidet, und alle Verzierungen wurden aus Sandstein gefertigt. Die achteckige Oberstruktur des Turms, die von einem durchbrochenen Spitzhelm gekrönt wurde, dominierte die Skyline der Leipziger Westvorstadt. Besonders hervorzuheben war das Mittelschiff, das als dreischiffige Stufenhalle gestaltet war, die sich nach einem halben Achteck in den Chor öffnete. Zwei Kreuzflügel flankierten den Chor und nahmen Sakristeien, Treppen und Betstuben auf.

Im Inneren bot die Kirche Platz für 600 Gläubige. Die Architektur war schlicht, aber geschmackvoll, mit gemauerten Pfeilern und Gewölben, die in Holz ausgeführt und anschließend verputzt wurden. Besonders eindrucksvoll war der von Carl Alexander Heideloff entworfene Hochaltar, der durch Gemälde des bekannten Künstlers Carl Christian Vogel von Vogelstein geschmückt wurde. Diese Gemälde zeigten Christus und die Evangelisten und fügten dem Altar eine feierliche und spirituelle Dimension hinzu.

Südansicht der Alten Trinitatiskirche in Leipzig um 1860 / Public Domain
Südansicht der Alten Trinitatiskirche in Leipzig um 1860 / Public Domain

Die Ursprünge der katholischen Gemeinde in Leipzig

Nach der Reformation war der Katholizismus in Leipzig stark zurückgedrängt worden. Die katholische Gemeinde hatte keine eigene Kirche und war gezwungen, ihre Gottesdienste seit 1710 im sogenannten Reitsaal der Pleißenburg abzuhalten. Die Umstände änderten sich erst im 19. Jahrhundert, als Leipzig aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs und des Zuzugs von Arbeitern, vor allem aus katholischen Regionen Deutschlands, wieder eine wachsende katholische Gemeinde aufwies.

Die Notwendigkeit eines eigenen Gotteshauses wurde immer offensichtlicher. Besonders ab 1841, als die Nutzung der Pleißenburg aufgrund von Bauschäden nicht mehr möglich war, gewann das Projekt einer neuen katholischen Kirche an Dynamik. Große finanzielle Unterstützung für den Bau kam von dem bekannten Leipziger Kaufmann Franz Dominic Grassi. Der Industrielle Karl Heine verkaufte der Gemeinde schließlich ein Grundstück im entstehenden Westviertel, womit die baulichen Planungen Gestalt annahmen.

Der renommierte Nürnberger Architekt Carl Alexander Heideloff wurde mit dem Entwurf der neuen Kirche beauftragt. Nach einer Bauzeit von etwa zwei Jahren wurde die Kirche schließlich am 19. September 1847 feierlich eingeweiht. Sie war ein architektonisches Meisterwerk und das erste katholische Gotteshaus, das in Leipzig nach der Reformation errichtet wurde. Ihre Eröffnung markierte einen Wendepunkt in der religiösen Landschaft der Stadt.

Stahlstich der Alten Trinitatiskirche in Leipzig, Ostansicht, 1847 / Public Domain
Stahlstich der Alten Trinitatiskirche in Leipzig, Ostansicht, 1847 / Public Domain

Die Veränderungen und das Ende der Kirche im Zweiten Weltkrieg

In den folgenden Jahrzehnten erfuhr die Kirche mehrere Veränderungen. 1888 wurden Anbauten errichtet, und 1929 wurde die Kirche durch den Leipziger Architekten Clemens Lohmer weiter ausgebaut. Diese Umbauten machten die Trinitatiskirche zu einem imposanten Bauwerk, das sich harmonisch in die umgebende Architektur einfügte.

Jedoch sollte die Kirche ihre Glanzzeit nicht lange überdauern. In den frühen Morgenstunden des 4. Dezember 1943 wurde die Trinitatiskirche während eines verheerenden Luftangriffs schwer beschädigt. Bomben zerstörten den Großteil des Gebäudes, nur die Außenmauern und der Kirchturm blieben stehen. Ein weiterer Angriff im Februar 1944 brachte den endgültigen Untergang des Gotteshauses.

Nach dem Krieg stellte sich die Frage, ob die Trinitatiskirche wieder aufgebaut werden sollte. Doch die Stadtverwaltung entschied, das Grundstück nicht wieder für den Kirchenbau freizugeben. Stattdessen wurden die Reste der Kirche 1954 gesprengt, und das Grundstück blieb lange Zeit unbebaut.

Blick vom Neuen Rathaus auf die Ruine der Trinitatiskirche, 1950 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_roe-neg_0002622_002_Blick_vom_Neuen_Rathaus_auf_die_Ruine_der_Trinitatiskirche.jpg">Deutsche Fotothek‎</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en">CC BY-SA 3.0 DE</a>, via Wikimedia Commons
Blick vom Neuen Rathaus auf die Ruine der Trinitatiskirche, 1950 / Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Das schwierige Erbe und die Suche nach einem neuen Standort

Die Zerstörung der Alten Trinitatiskirche hinterließ die katholische Gemeinde in Leipzig ohne eigenes Gotteshaus. Vorübergehend fanden Gottesdienste in der Thomaskirche und später in der Paulinerkirche statt. Doch die Pläne für einen Neubau stießen auf viele Hindernisse. Erst nach jahrelangen Verhandlungen und Schwierigkeiten konnte die Gemeinde 1982 im Rosental ihre neue Propsteikirche errichten.

Nachfolgebau von 1982 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gemeindezentrum_St_Trinitatis_Leipzig-2.jpg">Gemeindezentrum_St_Trinitatis_Leipzig.jpg: Lumu (Diskussion)derivative work: Rabanus Flavus (Diskussion)</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Nachfolgebau von 1982 / Gemeindezentrum_St_Trinitatis_Leipzig.jpg: Lumu (Diskussion)derivative work: Rabanus Flavus (Diskussion), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Fazit

Die Geschichte der Alten Trinitatiskirche in Leipzig ist ein Spiegelbild der wechselvollen Geschichte der Stadt. Von der ersten katholischen Kirche nach der Reformation bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war die Kirche ein Symbol für die religiöse und architektonische Entwicklung Leipzigs. Ihre Errichtung zeugte vom Wiedererstarken des Katholizismus in einer protestantisch geprägten Region, während ihre Zerstörung und die Schwierigkeiten des Wiederaufbaus das Erbe eines schwierigen 20. Jahrhunderts widerspiegeln.

Mit der Einweihung der neuen Propsteikirche im Jahr 1982 und schließlich der modernen Propsteikirche St. Trinitatis im Jahr 2015 hat die katholische Gemeinde in Leipzig einen würdigen Nachfolger für die Alte Trinitatiskirche gefunden. Doch das historische Gotteshaus bleibt unvergessen, als Symbol für eine Stadt im Wandel und die Standhaftigkeit der katholischen Gemeinschaft in Leipzig.

Nachnachfolgebau von 2015 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neue_Propsteikirche_St._Trinitatis_Leipzig.jpg">Robert Kohlmann</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Nachnachfolgebau von 2015 / Robert Kohlmann, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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