Die Goldene Laute: Vom Gasthof zur modernen Wohnanlage in Leipzig
Die Goldene Laute am Ranstädter Steinweg in Leipzig hat eine lange Geschichte als Gasthof, Großgarage und heutige Wohnanlage. Einst ein beliebter Rastplatz für Reisende, wurde das Gebäudeensemble mehrfach umgestaltet, bevor es zu einer modernen Wohnanlage wurde.
Der Gasthof „Zur Goldenen Laute“
Der Ursprung der Goldenen Laute geht zurück auf das Jahr 1547, als der Fischhändler Sebastian Gansauge während der Belagerung Leipzigs im Schmalkaldischen Krieg einen Brandschaden an seinem Haus erlitt. Zur Entschädigung erhielt er 1561 das Herbergs- und Bierschankrecht für sein Anwesen am Ranstädter Steinweg, einer wichtigen Ausfallstraße (Via Regia).
Im Jahr 1578 erwarb der Lautenmacher Arnold Findinger das Haus und bekam den Landweinausschank bewilligt. Sein Gewerbezeichen, eine Laute, wurde zum Wirtshausschild, und ab 1598 war der Gasthof unter dem Namen „Zur güldenen Laute“ bekannt. Ab etwa 1620 wurde die Goldene Laute von Berufsgastwirten geführt, und das Anwesen, zu dem mehrere Hofgebäude gehörten, entwickelte sich zu einer beliebten Ausspanne für Reisende.
1827/1828 fand der Komponist Heinrich Marschner in der Goldenen Laute Unterkunft und vollendete hier seine Oper „Der Vampyr“, die 1828 im nahegelegenen Stadttheater uraufgeführt wurde. Eine Gedenktafel erinnert noch heute an Marschners Aufenthalt.
Die Großgarage „Goldene Laute“
Mit der zunehmenden Bedeutung des Automobilverkehrs im frühen 20. Jahrhundert wurde das ursprüngliche Gasthofensemble abgerissen, um Platz für eine moderne Großgarage mit Hotel zu schaffen. Zwischen 1926 und 1928 entstand auf dem Abrissgelände am Ranstädter Steinweg 8–10 eine Hochgarage, die von der Großgarage „Goldene Laute“ GmbH betrieben wurde.
Die Garage bot auf sieben Geschossen 380 Stellplätze, davon 36 Einzelboxen sowie Gemeinschaftsboxen für drei bis fünf Autos. Im vierten Stock gab es eine kostengünstigere Autopension. Besonders fortschrittlich war die Tankanlage, die zwei Kraftstoffe (Benzin und Benzol) getrennt lagerte. Eine leistungsstarke Lüftungsanlage sorgte dafür, dass stündlich 160.000 Kubikmeter Luft umgewälzt wurden.
Das angrenzende Hotel bot 20 Zimmer und richtete sich an „durchreisende Kraftwagenführer“. Neben dem Hotel befanden sich eine Gaststätte, ein Billardsaal und diverse Büros. Auch die progressive Dresdner Tanzschule von Mary Wigman hatte hier eine Zweigstelle.
Die gesamte Anlage wurde vom Leipziger Architekten Adolf Warnstorff entworfen und ausgeführt.
Zerstörung und Nachkriegszeit
Beim Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurden sowohl das Hotel als auch das Garagengebäude schwer beschädigt. Während das Vordergebäude nach dem Krieg abgerissen wurde, konnte der Garagenbetrieb nach Reparaturen weitergeführt werden. Ab 1950 diente ein Teil der Garage als zentrale Unterbringung für Krankentransportwagen. Später nutzte das Deutsche Rote Kreuz der DDR das Gebäude, bis es 2005 auszog.
Die Wohnanlage „Domizil am Ring“
In den 1950er-Jahren entstand entlang des Ranstädter Steinwegs eine neue Wohnbebauung, die auch das Vordergrundstück der Goldenen Laute einbezog. 1954 wurde an historischer Stelle wieder eine Gaststätte „Goldene Laute“ eröffnet.
Nach dem Auszug des Roten Kreuzes wurde das ehemalige Garagengebäude in ein barrierefreies Apartmenthaus umgestaltet, während das Erdgeschoss weiterhin als Garage genutzt wird. Die gesamte Wohnanlage, einschließlich der Bauten aus den 1950er-Jahren, wurde umfassend saniert. Heute betreibt der Stadtverband Leipzig der Volkssolidarität die Anlage als Betreute Wohnanlage „Domizil am Ring“, die 105 Wohnungen umfasst.
Fazit
Die Geschichte der Goldenen Laute spiegelt die Wandlungsfähigkeit des Ortes wider. Von einem Gasthof mit reicher Tradition über eine moderne Großgarage hin zu einer heutigen Wohnanlage hat das Gelände am Ranstädter Steinweg in Leipzig immer wieder neue Funktionen erfüllt, ohne seine historische Bedeutung zu verlieren.