Hotel Stadt Leipzig: Ein Prestigeprojekt der Sozialistischen Moderne
Lage und Architektur
Das Hotel Stadt Leipzig, das von 1965 bis 1994 bestand, war ein herausragendes Beispiel der sozialistischen Moderne in Leipzig. Die offizielle Adresse des Hotels war Richard-Wagner-Straße 1/6. Das Hotel befand sich in der nördlichen Innenstadt, zwischen der Richard-Wagner-Straße und dem Brühl, in unmittelbarer Nähe zur Goethestraße und direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, auf Höhe des Müller-Denkmals in den Promenadenanlagen.
Der Gebäudekomplex war ein siebenstöckiger Stahlbetonbau, der aus einem Flachbau mit einem Restaurant, einem Tanzcafé, einem Frühstücksraum sowie Ladengeschäften und einem Hochbau für die Gästezimmer bestand. Der Flachbau beherbergte unter anderem ein Restaurant mit 330 Plätzen, ein Tanzcafé für 200 Personen und einen Frühstücksraum für 200 Gäste. Das Bettenhaus des Hotels, der Hochbau, bot Platz für 384 Gäste in 312 Einzelzimmern und 36 Doppelzimmern. Die Zimmer waren über drei Personenaufzüge erreichbar.
Die Innenräume des Flachbaus, insbesondere der Restaurantbereich, waren teilweise mit Meissener Porzellan geschmückt. In der Hotelhalle hing ein beeindruckender Gobelin von Gabriele Meyer-Dennewitz. Das Hotelrestaurant wurde 1984 von der Designerin Renate Herfurth neu gestaltet. Es war das erste Hotel in der DDR, das in Plattenbauweise errichtet wurde, und galt als modernes Symbol der Stadt.
Geschichte des Hotels
Planung und Bau
Bereits 1950 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, um auf dem Gelände des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauptsitzes der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt ein neues Messehotel zu errichten. Konkrete Pläne wurden jedoch erst 1961 veröffentlicht, und der Entwurf stammte von dem Architekten Manfred Böhme. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1963, und das Projekt erhielt zunächst den Arbeitstitel Hotel am Hauptbahnhof. Die Fertigstellung war für das Jahr 1965 geplant, um mit dem 800-jährigen Jubiläum der Stadt Leipzig und der Leipziger Messe zusammenzufallen.
Am 8. Februar 1965 wurde der Schlüssel für das Hotel offiziell übergeben, und am Tag darauf öffnete das Hotel seine Türen für die ersten Gäste. Damit war das Hotel Stadt Leipzig ein bedeutender Bestandteil des Jubiläums der Stadt und der Messe.
Betrieb als Interhotel
Von 1965 bis 1992 war das Hotel Teil der Interhotel-Kette und zählte zu den gehobenen Vier-Sterne-Häusern der DDR. Es war bekannt für seine zentrale Lage und den hohen Standard, der sowohl Messegäste als auch Touristen und Geschäftsreisende anzog. In den 1980er Jahren war das Hotel ein wichtiger Treffpunkt in Leipzig und ein Symbol für die Bedeutung der Stadt im DDR-Tourismus.
1992 wurde das Hotel renoviert und modernisiert. Die Anzahl der Betten wurde auf 385 verteilt, und die Zahl der Mitarbeiter wurde von etwa 320 auf 180 reduziert. Trotz dieser Modernisierung schloss das Hotel am 30. September 1994 seine Pforten, um Platz für ein neues Bauprojekt zu machen.
Abriss und Nachfolgeprojekt
Nach der Schließung des Hotels fand am 23. September 1994 die Grundsteinlegung für das Forum am Brühl statt, das an seiner Stelle errichtet wurde. Der Abriss des Hotelgebäudes dauerte bis Januar 1995, und parallel dazu fanden archäologische Ausgrabungen statt, bei denen unter anderem Massengräber mit fast 100 Bestattungen entdeckt wurden.
Im Jahr 1996/97 wurde schließlich das Forum am Brühl mit einem neuen Hotel, Büros, Geschäften, Wohnungen und einer Tiefgarage auf dem ehemaligen Gelände des Hotel Stadt Leipzig fertiggestellt.
Fazit
Das Hotel Stadt Leipzig war ein bedeutendes Symbol der sozialistischen Architektur und ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der DDR in Leipzig. Es repräsentierte den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und stand für die Modernisierung der Stadt in den 1960er Jahren. Mit dem Abriss des Hotels verschwand ein Stück der DDR-Geschichte, aber die Erinnerungen an das Gebäude und seine Bedeutung für die Stadt Leipzig bleiben erhalten.