Das Dianabad in Leipzig: Geschichte einer Badeanstalt
Das Dianabad war eine privat betriebene öffentliche Badeanstalt in Leipzig, die über mehrere Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Ort für Erholung und Gesundheitspflege war.
Lage
Das Dianabad befand sich im Hinterhausbereich der Lange Straße 10–12, mit einem Zugang über das Grundstück Nr. 8. Zur Zeit der Errichtung lag die Lange Straße an der östlichen Stadtgrenze zur Gemeinde Reudnitz. Heute gehört die Adresse zum Stadtteil Zentrum-Ost.
Geschichte
Im Jahr 1869 wurde das Dianabad von Gustav Schelter, einem Besitzer einer Schriftgießerei, als öffentliche Badeeinrichtung errichtet. Ursprünglich bot das Bad Brause-, Wannen- und Schwitzbäder an und wurde 1873 um ein römisch-irisches Dampfbad erweitert. Schon früh erkannte man das Bedürfnis nach einer modernen Badeanstalt, und 1880 begann die Erweiterung der Anlage um ein Schwimmbassin unter der Leitung des Civil-Ingenieurs Lothar Heym.
Architektur und Ausstattung
Das Schwimmbecken des Dianabads befand sich in einer beeindruckenden, über zwei Stockwerke hohen Halle. Das Becken war 15 Meter lang, 8 Meter breit und bis zu 2,8 Meter tief. Es wurde mit Dampf beheizt, wobei die Wassertemperatur im Sommer 18°C und im Winter 20°C betrug.
Die Atmosphäre in der Badehalle wurde durch Wasserfontänen, Springbrunnen und eine Aussichtsempore mit kunstvollen schmiedeeisernen Geländern aufgewertet. An der Stirnwand prangte der lateinische Spruch: „Salve fons limpide, fons iuventutis, robur infirmi, tutela salutis“ – „Sei gegrüßt klare Quelle, Quelle der Jugend, Kraft für Kraftlose, Hort der Gesundheit.“ Für zusätzlichen Spaß sorgten neben zwei 1-Meter-Sprungbrettern Turngeräte wie Strickleitern, Ringe und Trapeze, die von der Decke herabhingen und bis ins Wasser reichten.
Betrieb und Badezeiten
Die Nutzung des Dianabads war zunächst geschlechtlich getrennt, wobei die Badezeiten für Männer deutlich länger als die für Frauen waren. Der Eintrittspreis für die Nutzung des Bades und einer verschließbaren Umkleidekabine betrug 40 Pfennig. Im Jahr 1912 änderten sich die Badezeiten erstmals, als der Leipziger Arbeiter-Schwimm-Verein Übungsstunden für Frauen und Männer gleichermaßen einführte. 1913 wurde das Dianabad schließlich das erste Leipziger Hallenbad, das Familienbadezeiten anbot, was einen neuen Standard für die Nutzung von Badeanstalten setzte.
Schließung und Verfall
Nach dem Verkauf des Grundstücks an einen Rauchwarenhändler wurde der Badebetrieb 1921 eingestellt. Die Gebäude wurden fortan für betriebliche Zwecke genutzt. Im Laufe der Zeit verfielen die Baulichkeiten, besonders nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Erst 1961 wurde der Abriss der Ruinen beschlossen, doch dieser wurde erst 1984 vollständig abgeschlossen. Seitdem blieb das Gelände unbebaut.
Fazit
Das Dianabad war in seiner Blütezeit eine der modernsten und attraktivsten Badeanstalten Leipzigs und bot neben körperlicher Erholung auch ein besonderes Freizeiterlebnis. Obwohl es heute nicht mehr existiert, bleibt es ein Teil der städtischen Geschichte und erinnert an eine Zeit, in der öffentliche Bäder wichtige soziale und gesundheitliche Funktionen erfüllten.