Das Frauenkolleg der Universität Leipzig
Das Frauenkolleg, auch als Liebfrauenkolleg oder Collegium Beatae Mariae Virginis bekannt, war das viertälteste Kollegium der Universität Leipzig und diente bis 1856 als Name eines Gebäudekomplexes am Brühl. Es war eine bedeutende Stiftung, die zur Unterstützung von Magistern aus Schlesien und Preußen gegründet wurde.
Geschichte des Frauenkollegs
Das Frauenkolleg entstand durch eine private Stiftung mehrerer schlesischer und preußischer Magister der Universität Leipzig. Der entscheidende Impuls für die Gründung kam von Johannes Otto von Münsterberg, dem Gründungsrektor der Universität Leipzig, der 1416 in seinem Testament die Stiftung verfügte. Johannes Hoffmann von Schweidnitz, der Testamentsvollstrecker und später Bischof von Meißen, war maßgeblich an der Umsetzung der Stiftung beteiligt.
Im Jahr 1422 wurde der Stiftung durch den Markgrafen Friedrich IV. die vollen Rechte eines Kollegs erteilt. Zu Beginn stellte Hoffmann von Schweidnitz sein Privathaus zur Verfügung, bevor die Stiftung schließlich ein Gebäude am östlichen Ende des Brühls erwarb. Dieses lag gegenüber einer Marienkapelle, was zur Namensgebung „Frauenkolleg“ führte, angelehnt an „Unsere Liebe Frau“.
Funktion und Bedeutung
Das Frauenkolleg diente der Unterbringung und Versorgung von fünf schlesischen und einem preußischen Magister. Es bildete das Zentrum der natio Polonorum, einer der vier regionalen Korporationen der Universität, die sich vor allem auf Magister aus Schlesien und Preußen bezog.
Durch Schenkungen, wie die von Johannes Hoffmann von Schweidnitz im Jahr 1440, konnte das Kolleg seinen Besitz erweitern. Hoffmann, inzwischen Bischof von Meißen, schenkte dem Kolleg sein benachbartes Haus, was die Bedeutung und den Umfang des Kollegs weiter erhöhte.
Architektur und Umbauten
Das Frauenkolleg bestand ursprünglich aus mehreren Gebäuden, darunter zwei Haupthäuser. Zwischen 1510 und 1513 wurde eines der beiden zu einem dreigeschossigen Gebäude umgebaut. Weitere bauliche Veränderungen folgten im Jahr 1613, als drei steinerne Hinterhäuser erneuert wurden. 1817 wurde ein neues Hinterhaus auf dem Areal des Kollegs errichtet, was den Komplex weiter vergrößerte.
Abriss und Neubebauung
Im Jahr 1856 erwarb der Rat der Stadt Leipzig das Gelände des Frauenkollegs. Die bestehenden Gebäude wurden abgerissen, um Platz für die Georgenhalle zu schaffen. Diese Halle diente im Erdgeschoss als Standort der Fleischbänke und beherbergte ab 1879 für mehrere Jahre das neu gegründete Reichsgericht, bevor es 1895 in einen eigenen Neubau umzog.
Mit dem Abriss des Frauenkollegs endete ein bedeutendes Kapitel der Leipziger Universitätsgeschichte, doch seine Gründung und jahrhundertelange Nutzung als Stätte des Wissens und der Versorgung für schlesische und preußische Magister hinterließen einen bleibenden Eindruck.