Das Römische Haus in Leipzig: Ein Meisterwerk der italienischen Renaissance
Ein architektonisches Juwel in Leipzig
Hintergrund und Bedeutung
Das Römische Haus in Leipzig war ein herausragendes Gebäude, das zwischen 1832 und 1834 vom Architekten Woldemar Hermann im Auftrag des Musikverlegers Hermann Härtel errichtet wurde. Es befand sich in der südlichen Vorstadt Leipzigs und war bekannt für seine beeindruckende Architektur und die kunstvolle Innengestaltung. Das Haus, das bis 1904 existierte, zählte zu den bedeutendsten Bauwerken der Stadt und war ein frühes Beispiel für die Wiederbelebung des Renaissancestils in Sachsen.
Lage und architektonische Besonderheiten
Standort und Umgebung
Das Römische Haus stand stadtauswärts auf der linken Seite des Peterssteinwegs, gegenüber der Einmündung der Münzgasse. Zur Zeit seiner Errichtung war diese Gegend durch weitläufige Gartenanlagen geprägt, die der Familie Härtel seit 1815 gehörten. Mit dem schnellen Wachstum Leipzigs änderte sich die Umgebung jedoch, sodass das Haus schließlich von Mietshäusern umgeben war.
Architektur und Bauweise
Das zweistöckige Gebäude hatte eine Länge von 34,5 Metern und eine Breite von 17,25 Metern. Die Fassade zur Gartenseite war durch neun Fensterachsen gegliedert. Die Vorderseite des Hauses wurde durch eine offene Eingangshalle mit Freitreppe dominiert, die von zwei Fensterachsen flankiert wurde. Darüber befand sich eine mit Groteskenmalereien verzierte Loggia, die von vier Säulen mit ionischen Kapitellen getragen wurde. Das Römische Haus war inspiriert von der Villa Farnesina in Rom, einem Meisterwerk der italienischen Hochrenaissance.
Das Haus selbst war ein verputzter Backsteinbau mit Sandstein-Architekturelementen wie Säulen und Pfeilern. Das relativ flache Dach war mit Schiefer gedeckt und wurde von einem breiten Hauptgesims umrahmt.
Innenausstattung und Kunstwerke
Künstlerische Gestaltung
Die Innenräume des Römischen Hauses waren aufwendig ausgestattet und enthielten zahlreiche Kunstwerke. Besonders beeindruckend waren die Fresken und Malereien, die von renommierten Künstlern wie Carl Gottlieb Peschel und Friedrich Preller dem Älteren geschaffen wurden.
Die Loggia war mit Fresken von Peschel geschmückt, die Rankenwerk und symbolische Gestalten wie die Jahreszeiten darstellten. Im rechten Gartensaal schuf Friedrich Preller der Ältere einen Odysseus-Zyklus, bestehend aus sieben Wandbildern, die Szenen aus der Odyssee darstellten. Für den mittleren Saal war der Maler Bonaventura Genelli vorgesehen, der jedoch nur wenige Werke vollendete. Der dritte Saal sollte von Joseph Anton Koch gestaltet werden, dessen Entwürfe jedoch nicht umgesetzt wurden.
Spätere Ausgestaltungen
Unter den späteren Besitzern, insbesondere ab 1860 unter dem Domherren Georg Friederici, wurde die künstlerische Ausgestaltung des Hauses weiter vorangetrieben. Der Historienmaler Hermann Wislicenus schuf zwei große Gemälde im Treppenhaus, die Szenen aus der römischen Geschichte darstellten. Der kleine Raum neben dem Preller-Saal wurde mit sieben Ölgemälden des Landschaftsmalers Johann Andreas Herrenburg ausgestattet, die berühmte historische Stätten wie die Akropolis in Athen und das Forum Romanum zeigten.
Die Geschichte des Römischen Hauses
Entstehung und Inspiration
Die Idee zum Bau des Römischen Hauses entstand, als Hermann Härtel und sein Freund Karl August Hase 1829 eine Reise nach Rom unternahmen. In Rom traf Härtel den Architekten Woldemar Hermann, der von der römischen Hochrenaissance begeistert war und sich sofort von Härtels Wunsch, ein Haus im römischen Stil zu bauen, angesprochen fühlte. Die Grundsteinlegung erfolgte am 5. April 1832, und am 9. Februar 1834 wurde das Römische Haus feierlich eingeweiht.
Ein Treffpunkt für die Leipziger Gesellschaft
In den folgenden Jahren diente das Römische Haus als Treffpunkt für Persönlichkeiten aus den musikalischen und literarischen Kreisen Leipzigs, darunter Clara und Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, und Gustav Freytag. Es war ein kulturelles Zentrum, das Künstler und Intellektuelle aus ganz Europa anzog.
Der Niedergang und Abriss
Mit der Zeit änderten sich die Umstände, die das Römische Haus einst zu einem kulturellen Zentrum machten. Die Umgebung wurde zunehmend parzelliert, und das Haus war von Mietshäusern umgeben. Schließlich wurde das Gebäude 1904 abgerissen, um Platz für die Durchführung der Härtelstraße zum Peterssteinweg zu schaffen.
Die Fresken von Preller wurden vor dem Abriss in die Universitätsbibliothek Leipzig überführt, wo sie jedoch beim Bombenangriff auf Leipzig 1945 zerstört wurden. Einige der Wandbilder und andere Kunstwerke des Hauses wurden in verschiedene Gebäude in Leipzig integriert, gingen jedoch im Laufe der Zeit verloren oder wurden zerstört.
Das Erbe des Römischen Hauses
Ein Symbol der Renaissance in Leipzig
Das Römische Haus bleibt ein wichtiger Teil der Leipziger Geschichte. Es war ein frühes Beispiel für die Wiederbelebung des Renaissancestils in Sachsen und trug wesentlich zur kulturellen Blütezeit Leipzigs im 19. Jahrhundert bei. Heute erinnert die Härtelstraße an den ehemaligen Standort dieses bedeutenden Gebäudes und seine Rolle in der kulturellen Geschichte Leipzigs.