Das Schwimmstadion Leipzig: Ein bedeutendes Kapitel in der Sportgeschichte der DDR
Einleitung
Das Schwimmstadion in Leipzig, einst ein zentrales Element des Sportforums am Zentralstadion, war über viele Jahrzehnte hinweg eine der wichtigsten Wettkampf- und Trainingsstätten für Schwimmer und Wassersportler in der DDR. Errichtet in den 1950er Jahren, diente es bis zur Wende als Austragungsort zahlreicher sportlicher Großereignisse. Doch nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann der schleichende Verfall des einst stolzen Bades, der schließlich in der Schließung und teilweisen Abriss mündete.
Bauliche Merkmale
Aufbau und Erweiterungen
Das Schwimmstadion begann seine Geschichte mit einem einfachen Sprungbecken. Erst 1961/62 wurde ein 50-Meter-Schwimmbecken hinzugefügt, das für die kalte Jahreszeit mit einer temporären Überdachung ausgestattet war. Dieses zur Seite rollbare Dach ermöglichte eine ganzjährige Nutzung des Beckens. Das Stadion bot auf seinen unüberdachten Tribünen Platz für bis zu 9200 Zuschauer, was es zu einer bedeutenden Sportstätte in Leipzig machte.
In der Nordtribüne befand sich das Heizhaus, das für die Beheizung der Anlage sorgte. Außerhalb des eigentlichen Schwimmstadions gab es weitere Becken, darunter ein 55-Yards-Becken und ein kleines Nichtschwimmerbecken, bekannt als „Pionierbecken“. Diese Becken wurden zusammen mit einer Sauna zwischen 1960 und 1962 erbaut und dienten bis 1999 als Freibad für die Öffentlichkeit.
Der Verfall und Abriss
Trotz seiner einstigen Bedeutung musste das Schwimmstadion 1997 aufgrund des schlechten baulichen Zustands geschlossen werden. Der Abbruch begann am 1. März 2004, wobei große Teile der Anlage, einschließlich der Becken und Tribünen, abgerissen wurden. Lediglich die Nordtribüne blieb erhalten und soll in Zukunft zu einem Sportmuseum umgebaut werden. Die technischen Daten der Abbrucharbeiten verdeutlichen den Umfang der Maßnahme: Tausende Kubikmeter Beton und Stahl wurden entfernt, um Platz für neue Nutzungen zu schaffen.
Historische Entwicklung
Die Anfänge
Die Idee zur Errichtung von Sportstätten auf den Frankfurter Wiesen in Leipzig geht auf das Jahr 1891 zurück, als der Verein Sportplatz Leipzig mit der Planung begann. In den 1950er Jahren wurde das Sportforum Leipzig, einschließlich des Schwimmstadions, an der Friedrich-Ebert-Straße realisiert. Dieses Forum umfasste neben dem Zentralstadion und dem Schwimmstadion auch ein Leichtathletik-Stadion, ein Sportmuseum und eine Festwiese.
Blütezeit in der DDR
Das Schwimmstadion erlebte seine Blütezeit in der DDR, als es zu einer der zentralen Wettkampf- und Trainingsstätten des Landes wurde. Die Anlage diente nicht nur der nationalen Elite im Schwimmen und Wasserspringen, sondern auch internationalen Wettbewerben. Mit dem Bau der Schwimmhalle in der Mainzer Straße in den frühen 1970er Jahren begann jedoch ein schleichender Bedeutungsverlust des Schwimmstadions, der nach der Wiedervereinigung Deutschlands in den 1990er Jahren fortschritt.
Verfall nach der Wende
Nach der Wende verfiel das Schwimmstadion zunehmend. Pläne zum Abriss des Schwimmstadions wurden erstmals 1996 konkretisiert. Während das benachbarte Zentralstadion zwischen 2000 und 2003 in ein reines Fußballstadion umgebaut wurde, blieb das Schwimmstadion ungenutzt und verfiel weiter. Der Teilabriss im Jahr 2004 erfolgte hauptsächlich, um Platz für VIP-Parkplätze zu schaffen.
Wichtige Veranstaltungen
Höhepunkte im Schwimmsport
Das Schwimmstadion Leipzig war Schauplatz bedeutender sportlicher Ereignisse. 1962 fanden dort die Schwimm-Europameisterschaften statt, bei denen in den Disziplinen Schwimmen, Wasserspringen und Wasserball um Medaillen gekämpft wurde. Auch die DDR-Meisterschaften im Schwimmen wurden 1972 und 1977 in diesem Stadion ausgetragen.
Internationale Wettbewerbe und Rekorde
Das Schwimmstadion war auch Gastgeber zahlreicher internationaler Länderkämpfe im Schwimmen und Turmspringen, bei denen sich die DDR mit Nationen wie Ungarn, der Sowjetunion und den USA maß. In dieser Arena wurden zahlreiche Europa- und Weltrekorde aufgestellt, was die Bedeutung des Schwimmstadions als Wettkampfstätte unterstreicht.
Denkmalschutz und Erhalt
Obwohl ein Großteil des Schwimmstadions abgerissen wurde, bleibt die Nordtribüne als letzter Überrest erhalten. Geplant ist, diese Tribüne in ein Sportmuseum umzuwandeln, um die Geschichte des Schwimmstadions und des Leipziger Sports zu bewahren und für die Nachwelt zugänglich zu machen.
Fazit
Das Schwimmstadion Leipzig war über Jahrzehnte hinweg ein bedeutendes Zentrum des Schwimmsports in der DDR. Obwohl die Anlage nach der Wiedervereinigung Deutschlands verfiel und schließlich größtenteils abgerissen wurde, bleibt ihre Geschichte ein wichtiger Teil des Leipziger Sporterbes. Die geplante Umwandlung der Nordtribüne in ein Sportmuseum wird dazu beitragen, die Erinnerung an dieses einst so bedeutende Stadion lebendig zu halten.