Das Sophienbad in Leipzig: Die Geschichte des ersten Hallenschwimmbads der Stadt
Einleitung
Das Sophienbad in Leipzig war eine bedeutende Badeanstalt, die im 19. Jahrhundert errichtet wurde und das erste Hallenschwimmbad der Stadt beherbergte. Es spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des städtischen Bade- und Schwimmsports und war eine beliebte Einrichtung, die bis ins frühe 20. Jahrhundert betrieben wurde.
Lage des Sophienbads
Das Sophienbad befand sich im hinteren Teil des Grundstücks Dorotheenstraße 3, das heute als Otto-Schill-Straße bekannt ist. Diese Straße entstand im Zuge der Bebauung des ehemaligen Reichels Gartens (früher Apels Garten), einem Gebiet, das unmittelbar an den Pleißemühlgraben grenzte. Heute steht auf diesem Gelände das Parkhaus am Martin-Luther-Ring.
Geschichte des Sophienbads
Gründung und Entwicklung
Das Sophienbad wurde 1863 als eine Einrichtung für Dusch- und Wannenbäder eröffnet. Der Name des Bads geht vermutlich auf Sophie Christiane Gebhard zurück, die als Pächterin des Petersbrunnens schon Jahre zuvor die Errichtung einer Badeanstalt auf ihrem Grundstück in Reichels Garten angeregt hatte. Der Besitzer des Sophienbads, Moritz E. Loricke, entschloss sich 1869 zur Erweiterung der Anlage um ein ganzjährig betriebenes, beheizbares Schwimmbassin. Der Entwurf und die Ausführung dieser Erweiterung wurden dem Architekten Moritz Münch anvertraut, der bereits das ursprüngliche Wannenbad gestaltet hatte.
Mit der Errichtung dieses Schwimmbassins wurde das Sophienbad zum ersten Hallenschwimmbad in Leipzig und zum vierten seiner Art in ganz Deutschland. Dies war ein bedeutender Fortschritt für die Stadt und trug zur Popularität des Bads bei.
Erweiterungen und Betrieb
1883 wurde die Badeanstalt um einen Turn- und Tummelplatz erweitert, was die Attraktivität der Einrichtung weiter steigerte. Das Sophienbad blieb bis 1921 in Betrieb, musste jedoch aufgrund veralteter technischer Anlagen und steigender Ansprüche an moderne Badeeinrichtungen schließlich schließen.
1922 erwarb ein neuer Eigentümer das Grundstück und ließ das Schwimmbassin, das Wannen-Badehaus und das Kesselhaus mit dem Schornstein abreißen. An ihrer Stelle wurde 1928 eine Lager- und Verkaufsfiliale für Möbel errichtet. Heute wird das gesamte Gelände vom Parkhaus am Martin-Luther-Ring eingenommen.
Einrichtung des Sophienbads
Schwimmbecken
Das Schwimmbecken des Sophienbads war mit den heutigen Standards verglichen recht klein, mit den Abmessungen von 15,97 × 6,94 Metern und einer Tiefe von bis zu 2,83 Metern. Es war mit Marmor ausgelegt und wurde mit erwärmtem Flusswasser aus dem Pleißemühlgraben gefüllt. Die Wassertemperatur betrug angenehme 22,5 bis 25 °C. Wenn das Flusswasser zu trüb war, wurde auf Leitungswasser zurückgegriffen.
Das Becken war in einen Schwimmer- und einen Nichtschwimmerbereich unterteilt und verfügte über zwei 1-Meter-Sprungbretter. Eine Dampfmaschine, die die Wasserpumpen antrieb, bewegte auch ein verdecktes Wellenrad, das dem Wasser eine wellenförmige Bewegung verlieh. Die Schwimmhalle war mit Gasbeleuchtung ausgestattet, was einen ganzjährigen Betrieb von 7 bis 21 Uhr ermöglichte. Die Badezeiten waren überwiegend den Männern vorbehalten, während Frauen an drei Tagen vormittags zwei Stunden und an weiteren drei Tagen nachmittags dreieinhalb Stunden das Bad nutzen konnten.
Wannenbäder und zusätzliche Einrichtungen
Das Wannenbad des Sophienbads verfügte über zwölf Zellenbäder erster Klasse, die mit Marmorwannen ausgestattet waren, darunter vier Familienzellen mit jeweils zwei Wannen. Zusätzlich gab es neun Zellenbäder zweiter Klasse mit Zinkwannen, eines davon ebenfalls mit zwei Wannen. Neben den Zellenbädern gab es je ein Duschbad erster und zweiter Klasse sowie ein russisches und ein römisch-irisches Dampfbad. Medizinische Bäder und beheizte Wäsche-Trockenräume rundeten das umfangreiche Angebot ab.
Fazit
Das Sophienbad in Leipzig war eine Pionieranlage im Bereich der städtischen Bade- und Schwimmkultur. Es bot den Bewohnern der Stadt eine moderne Einrichtung, die sowohl für die Hygiene als auch für sportliche Aktivitäten genutzt wurde. Trotz seines späteren Abrisses bleibt das Sophienbad ein bedeutender Teil der Leipziger Geschichte und ein Symbol für den Fortschritt in der städtischen Infrastruktur des 19. Jahrhunderts.