Der Schornstein des Heizwerks „Max Reimann“: Vom Braunkohle-Heizwerk zum DVB-T-Sendeturm und zur Sprengung
Einleitung
Der Schornstein des Heizwerks „Max Reimann“ in Leipzig-Connewitz diente zunächst der Rauchgasabführung des Braunkohle-Heizwerks und später als Antennenträger für DVB-T. Nach seiner letzten Nutzung als Sendeturm und einer darauf folgenden Phase der Funktionslosigkeit wurde er 2023 gesprengt.
Errichtung des Schornsteins
Bau des Heizwerks „Max Reimann“
Zwischen 1984 und 1987 wurde zur Sicherstellung der Fernwärmeversorgung in Leipzig ein neues Heizwerk auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks II errichtet, das 1952 in „Gaskokerei Max Reimann“ umbenannt und 1977 stillgelegt worden war. Der Schornstein war eine der ersten Komponenten des neuen Heizwerks und wurde in der Gleitbauweise errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte im Mai 1984, und bereits im September desselben Jahres hatte der Schornstein seine geplante Höhe von 170 Metern erreicht, womit er das höchste Bauwerk Leipzigs wurde. Der Schornstein hatte einen Durchmesser von etwa 13 Metern und im Inneren befand sich eine zweite Stahlbetonröhre.
Nutzung des Schornsteins
Ableitung von Rauchgasen
Im Januar 1986 begann der Schornstein mit der Ableitung der Rauchgase, nachdem der erste Heizkessel in Betrieb genommen worden war. Die Rauchgase wurden zuvor entschwefelt und durch vier große Elektrofilter von Ascheteilchen gereinigt. Nach der vollständigen Inbetriebnahme des Heizwerks Ende 1987 wurden insgesamt 21 Millionen Tonnen Rohbraunkohle verbrannt, bis im April 1996 der letzte Kohlezug das Werk erreichte und der Betrieb eingestellt wurde. In der Zwischenzeit war das Werk nach der Wende in „Heizwerk Südost“ umbenannt worden. Der Abriss der Anlagen, mit Ausnahme des Schornsteins, zog sich bis 2005 hin.
Umfunktionierung zum DVB-T-Sendeturm
Im Juli 2005 begann die Umrüstung des Schornsteins zum Antennenträger, nachdem die verbliebenen Teile des Heizwerks abgerissen worden waren. Der Schornstein wurde verschlossen, und am 1. Oktober 2005 setzte ein Schwerlasthubschrauber einen 20 Meter hohen Sendemast auf den Schornstein. Dieser neue DVB-T-Sendeturm konnte etwa zwei Millionen potenzielle Nutzer in Leipzig und Umgebung mit digitalem Antennenfernsehen versorgen. Neben DVB-T wurden auch DAB+ Multiplex Digitalradio Deutschland und Multiplex Sachsen 9A von dieser Anlage ausgestrahlt. Zusätzlich wurde auf einer unteren Plattform des Schornsteins eine Mobilfunkanlage installiert.
Sprengung des Schornsteins
Demontage und Vorbereitung
Nachdem die Deutsche Funkturm GmbH 500 Meter nordöstlich einen neuen Gittermast-Funkturm in Betrieb genommen hatte, wurde der Antennenmast am 29. Juni 2016 per Hubschrauber vom Schornstein demontiert. Ab diesem Zeitpunkt hatte der Schornstein keine Funktion mehr. Die Leipziger Stadtwerke prüften eine mögliche Nachnutzung, entschieden sich jedoch schließlich für den Abriss des Schornsteins.
Sprengung im Jahr 2023
Die ursprünglich für September 2022 geplante Sprengung musste aufgrund von Einwänden der Anwohner mehrfach verschoben werden. Schließlich wurde der Schornstein am 10. September 2023 gesprengt. Aufgrund des begrenzten Freiraums in der Umgebung erfolgte die Sprengung als Dreifachsprengfaltung, bei der der Schornstein zollstockähnlich zusammengelegt wurde. Dafür wurden Sprengladungen in drei Höhen (am Boden, in 35 und in 120 Metern Höhe) auf gegenüberliegenden Seiten des Schornsteins angebracht. Insgesamt wurden 100 kg Sprengstoff in 1500 Bohrlöchern verwendet. Die Sprengung verlief reibungslos, und die Sicherheitsvorkehrungen, einschließlich einer Sperrzone von 200 Metern Radius, gewährleisteten einen sicheren Ablauf.
Fazit
Der Schornstein des Heizwerks „Max Reimann“ war über Jahrzehnte ein prägendes Bauwerk in Leipzig-Connewitz. Er diente zunächst der Rauchgasabführung eines Braunkohle-Heizwerks und später als wichtiger DVB-T-Sendeturm für die Region. Nach seiner Funktionslosigkeit wurde er 2023 erfolgreich gesprengt, womit ein weiteres Kapitel der industriellen Geschichte Leipzigs abgeschlossen wurde.