Der Silberne Bär in Leipzig: Ein historisches Gebäude mit reicher Geschichte
Einleitung
Der Silberne Bär war ein bedeutendes Gebäude in der Leipziger Innenstadt, das im Jahr 1765 errichtet wurde und bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle in der städtischen Geschichte spielte. Auch sein Nachfolgebau, der ebenfalls den Namen Silberner Bär trug, hinterließ Spuren im Stadtbild Leipzigs.
Lage und Architektur
Standort
Das Haus Zum Silbernen Bären befand sich an der Ecke Universitätsstraße 18 und Kupfergasse (früher Alter Neumarkt bzw. Kupfergäßchen) in Leipzig. Der Haupteingang lag an der Kupfergasse, was gelegentlich dazu führte, dass es als Kupfergasse 18 bezeichnet wurde. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen das Haus Zum Goldenen Bären und das alte Gewandhaus, wodurch das Viertel eine besondere städtebauliche Bedeutung erlangte.
Bauliche Merkmale
Das Gebäude war ein viergeschossiger Bau mit einem ausgebauten Mansarddach. Die Fassade zur Universitätsstraße zählte elf Fensterachsen, während die zur Kupfergasse acht Achsen aufwies. Besonders auffällig war der reich verzierte Rokoko-Schmuck über dem Eingang in der Kupfergasse, der von einem Bären als Hauszeichen gekrönt wurde. Die Mittelgaube war deutlich größer und prächtiger gestaltet als die übrigen Gauben, was dem Gebäude einen markanten Charakter verlieh.
Geschichte des Silbernen Bären
Entstehung und frühe Nutzung
Das Haus Zum Silbernen Bären entstand im Jahr 1765 auf den Fundamenten zweier älterer Bauten, die abgerissen wurden. Bauherr war der Musikverleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, dessen Vater Bernhard Christoph Breitkopf bereits 1738 das gegenüberliegende Haus Zum Goldenen Bären errichtet hatte. Dies inspirierte Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, seinem neuen Haus den Namen Silberner Bär zu geben.
Das Grundstück an der Ecke Universitätsstraße und Kupfergasse erwarb Breitkopf 1765, während er das angrenzende Nachbargrundstück in der Universitätsstraße bereits 1763 gekauft hatte. Dieses Grundstück war unter dem Namen „die Arche“ bekannt. Einer der Vorbesitzer, der „Fürstenmaler“ Hans Krell, erhielt 1538 die Genehmigung, einen Turm auf dem Haus zu errichten, um die Wolken besser malen zu können – eine Tatsache, die wahrscheinlich zum Namen des Grundstücks führte.
Der Grundstein für das Haus Zum Silbernen Bären wurde vom Administrator von Kursachsen, Prinz Franz Xaver, gelegt, was dem Gebäude von Anfang an eine gewisse Prominenz verlieh.
Goethe und das Haus Zum Silbernen Bären
In den ersten Jahren nach seiner Fertigstellung spielte das Haus eine wichtige Rolle im Leben des jungen Johann Wolfgang von Goethe, der während seiner Studienzeit in Leipzig mit den Söhnen der Familie Breitkopf befreundet war. Goethe besuchte das Haus regelmäßig, nutzte die umfangreiche Bibliothek und lernte dort die Anfänge des Kupferstichs und Holzschnitts beim Kupferstecher Johann Michael Stock, der mit seiner Familie in der Mansarde des Hauses lebte. Außerdem wohnte hier der Arzt Georg Christian Reichel, der Goethe 1768 bei seinem Blutsturz behandelte.
Wechselnde Besitzer und spätere Entwicklungen
Nach dem Tod von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf im Jahr 1794 musste sein Sohn Christoph Gottlob Breitkopf das Haus verkaufen. Im Jahr 1795 fand eine Auktion von 19.511 Büchern aus dem Nachlass statt, die von dem Auktionator Johann August Gottlob Weigel durchgeführt wurde. Weigel eröffnete im selben Jahr sein Geschäft im Silbernen Bären und übergab es 1838 an seinen Sohn Theodor Oswald Weigel.
Abriss und Neubau
Im Jahr 1895/96 wurde das alte Haus Zum Silbernen Bären abgerissen und durch einen neuen, neobarocken Bau ersetzt, der ebenfalls den Namen Silberner Bär trug. Dieser Neubau erstreckte sich über das angrenzende Grundstück Universitätsstraße 20 bis zur Magazingasse. Der Architekt August Hermann Schmidt gestaltete das Gebäude, das zwei zur Universitätsstraße gerichtete Zwerchhäuser besaß, die von Bärenfiguren geziert wurden.
Dieser Mustermesseneubau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, ebenso wie das Gebäude zwischen Magazingasse und Schillerstraße. An ihrer Stelle entstand 1959/60 ein Neubauwohnblock mit Ladengeschäften im Erdgeschoss, der die Magazingasse überspannt und an der Schillerstraße in einem zehngeschossigen Hochhaus endet.
Fazit
Das Haus Zum Silbernen Bären war ein prägendes Bauwerk in der Leipziger Innenstadt, das sowohl durch seine Architektur als auch durch seine historischen Bezüge herausragte. Es war ein Ort, an dem bedeutende Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe verweilten und das kulturelle Leben Leipzigs beeinflussten. Obwohl das Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, bleibt seine Geschichte ein wichtiger Teil des städtischen Erbes von Leipzig.