Der Sportplatz Leipzig: Eine historische Sportstätte und ihre Entwicklung
Der Sportplatz Leipzig war von 1892 bis 1936 die größte Sportanlage der Stadt Leipzig und diente als Zentrum für vielfältige sportliche Aktivitäten. Auf dem Gelände, das heute teilweise von der Leipziger Kleinmesse und dem Trainingszentrum von RB Leipzig genutzt wird, fand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von sportlichen Wettkämpfen und Veranstaltungen statt.
Geschichte des Sportplatzes Leipzig
Gründung und frühe Jahre
Der Sportplatz Leipzig wurde 1891 durch den gleichnamigen Verein gegründet, mit dem Ziel, einen öffentlich zugänglichen Sport- und Turnplatz zu schaffen. Der Fokus lag zunächst auf dem Radsport, doch der Verein sah sich weniger als Sportclub, sondern eher als gemeinnützige Vereinigung. Im Jahr 1892 stellte die Stadt Leipzig dem Verein die sogenannte Gabel-Wiese in Lindenau pachtweise zur Verfügung. Dieses Areal, das am westlichen Rand der Frankfurter Wiesen lag, war von der Kleinen Luppe und einem Fahrdamm (dem späteren Cottaweg) begrenzt.
Die offizielle Eröffnung des Sportplatzes fand im September 1892 statt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste das Gelände bereits eine große Radrennbahn mit Tribüne sowie mehrere kleinere Sport- und Spielplätze. Ein Jahr nach der Eröffnung wurde die Holztribüne der Radrennbahn durch ein Feuer zerstört, konnte aber mit einem Darlehen der Stadt Leipzig wieder aufgebaut werden.
Weiterentwicklung und Nutzung
Die Radrennbahn, die als „Lindenauer Zement“ bekannt war, zählte zu den schnellsten Bahnen Deutschlands. Auf der 500 Meter langen Strecke wurden mehrere deutsche, europäische und weltweite Meisterschaften im Bahnradsport ausgetragen. 1901 stellte Thaddäus Robl hier einen Stundenweltrekord auf. Neben Radrennen wurde die Bahn auch für Motorradrennen genutzt.
Der große Innenraum der Radrennbahn, bekannt als „Wettspielfeld“, diente für verschiedene Sportarten und Veranstaltungen. Hier fanden unter anderem Qualifikationswettkämpfe deutscher Leichtathleten für die Olympischen Spiele 1908 in London sowie zahlreiche Turnfeste statt. Auch Hockeyspiele und ab den 1920er Jahren Boxwettkämpfe wurden hier ausgetragen. Im Winter wurde das Wettspielfeld in eine öffentliche Eislaufbahn umgewandelt und diente als Trainingsstätte für Leipziger Eishockeyvereine.
Tennis und Luftsport
Der erste Tennisplatz befand sich ebenfalls im Innenraum der Radrennbahn. Mit zunehmender Popularität des Tennissports entstanden bis 1913 auf dem Gelände mehr als 40 Tennisplätze. In den folgenden Jahren reduzierte sich die Zahl der Tennisplätze jedoch zugunsten anderer Sportanlagen, sodass 1926 nur noch 16 Tennisplätze und ein Klubheim zur Verfügung standen.
Ab 1893 fanden auf dem Sportplatz Leipzig auch Wettbewerbe im Ballon- und Motorflugsport statt, die vom Leipziger Verein für Luftfahrt organisiert wurden. Dieser Verein nutzte einen Schuppen auf dem Gelände, um an den Fluggeräten zu arbeiten.
Fußball und weitere Sportarten
Der größte Fußballplatz auf dem Gelände wurde nach und nach zu einem Stadion ausgebaut, das bis zu 20.000 Zuschauer fasste und den internationalen Standards entsprach. Mehrere Leipziger Fußballvereine, darunter der SV Lipsia 1893, der Leipziger Ballspiel-Club, der SC Wacker Leipzig und der VfB Leipzig, fanden hier ihre erste Heimstätte. Am 17. November 1912 fand auf diesem Sportplatz das erste Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft in Leipzig gegen die Niederlande statt, das mit 2:3 endete.
Neben Fußball wurden auf dem Sportplatz auch Feldhandball und Rugby gespielt. Zwischen 1905 und 1915 befand sich zudem ein Licht-, Luft-, Sonnen- und Sportbad auf dem Gelände, das ein beliebtes Freizeitziel für die Leipziger Bevölkerung war.
Der Niedergang des Sportplatzes
1925 hatte der Sportplatz Leipzig eine Gesamtfläche von etwa 180.000 Quadratmetern. Zu dieser Zeit waren 37 Fußball-, 14 Feldhandball-, 31 Hockey- und 3 Rugbymannschaften sowie 800 Leichtathleten und 300 Tennisspieler auf dem Platz aktiv. Trotz der hohen Nutzung und der zahlreichen Veranstaltungen hatte der Verein Sportplatz Leipzig stets finanzielle Schwierigkeiten und war ständig verschuldet.
In den späten 1920er Jahren veröffentlichte der Verein eine Denkschrift, in der eine komplette Neugestaltung des Sportplatzes vorgeschlagen wurde. Diese Pläne wurden jedoch nicht umgesetzt. Im April 1935 wurde der Pachtvertrag mit der Stadt Leipzig vorzeitig aufgelöst, da die Kleinmesse auf das Gelände des Sportplatzes umziehen sollte. Anfang 1936 wurde der Sportplatz eingeebnet, und die Kleinmesse eröffnete im April desselben Jahres auf dem Gelände.
Das Ende des Sportplatzes Leipzig
Für das Jahr 1940 war die Gutenberg-Reichsausstellung in Leipzig geplant, die jedoch kriegsbedingt nicht stattfand. Das Gelände des ehemaligen Sportplatzes sollte als Ausstellungsgelände genutzt werden. 1938 wurde die Radrennbahn, der letzte verbliebene Teil des Sportplatzes, gesprengt. Spätestens während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände als Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager genutzt.
Fazit
Der Sportplatz Leipzig war über vier Jahrzehnte hinweg eine zentrale Sportstätte in Leipzig, die eine Vielzahl von Sportarten und Veranstaltungen beherbergte. Trotz seines späteren Niedergangs und der vollständigen Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs bleibt der Sportplatz ein bedeutendes Kapitel in der Sportgeschichte der Stadt Leipzig.