Stockhaus (Leipzig): Ein historisches Gebäude am Naschmarkt

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Stockhaus (Leipzig): Ein historisches Gebäude am Naschmarkt

Lage und Gestalt

Das Stockhaus war ein bedeutendes Gebäude des 19. Jahrhunderts in Leipzig, das am Naschmarkt, direkt gegenüber der Alten Handelsbörse, stand. Es befand sich an der Ecke Naschmarkt/Salzgäßchen, wobei es an die Polizeiwache der Stadt angrenzte. Das Gebäude zeichnete sich durch eine schlichte Architektur aus und besaß eine Fassade mit zehn Fensterachsen zum Naschmarkt hin. Die äußeren Fensterachsen waren als flache Risalite gestaltet. Über dem Erdgeschoss und einem Mezzanin erhoben sich drei weitere Stockwerke, die das Gebäude zu einem markanten Teil des städtischen Gefüges machten.

Das Stockhaus hinter der Alten Handelsbörse in Leipzig um 1830 / Public Domain
Das Stockhaus hinter der Alten Handelsbörse in Leipzig um 1830 / Public Domain

Geschichte des Stockhauses

Errichtung und frühere Nutzung

Das Stockhaus wurde im Jahr 1827 erbaut und ersetzte den zuvor an derselben Stelle befindlichen Burgkeller. Der Burgkeller, errichtet 1592, diente verschiedenen Zwecken und beherbergte unter anderem Brotbänke, eine Garküche und eine Trinkstube. Darüber hinaus war der Burgkeller als Ort der Inhaftierung für schuldhafte Bankrotteure bekannt, die in einem kleinen Turm, dem sogenannten Spindlertürmchen, festgesetzt wurden.

Funktion als Gefängnis

Das Stockhaus übernahm eine ähnliche Funktion wie sein Vorgänger. Die oberen drei Etagen des Gebäudes waren als Arrestzellen eingerichtet, in denen sowohl Untersuchungsgefangene als auch Personen mit kurzen Gefängnisstrafen von wenigen Monaten inhaftiert wurden. Der Name „Stockhaus“ leitet sich von der damaligen Bezeichnung „Stock“ für ein Gefängnis ab, was die primäre Nutzung des Gebäudes als Haftanstalt widerspiegelt.

Der Naschmarkt um 1880 mit dem Stockhaus (hinten rechts) / Public Domain
Der Naschmarkt um 1880 mit dem Stockhaus (hinten rechts) / Public Domain

Weitere Nutzungen

Im ersten Stockwerk des Stockhauses befand sich die Wohnung des sogenannten „Stockmeisters“, der für die Verwaltung und Überwachung des Gefängnisses verantwortlich war. Zusätzlich beherbergte das Gebäude eine Wache der Leipziger Kommunalgarde. Auch die Leipziger Sänftenträger, die ab 1841 durch Droschken zunehmend verdrängt wurden und anschließend verschiedene andere Dienstleistungen anboten, hatten ihr Quartier im Stockhaus.

Abriss und Ersetzung durch den Handelshof

Im Jahr 1904 wurde das Stockhaus im Zuge der Vorbereitungen für den Bau des Handelshofs abgerissen. Der Handelshof sollte das zweite Mustermesse-Ausstellungshaus in Leipzig werden, weshalb das gesamte Gebäudeensemble des Blocks, einschließlich des Stockhauses, weichen musste.

Das Goethedenkmal mit Börse und Stockhaus 1903 / Public Domain
Das Goethedenkmal mit Börse und Stockhaus 1903 / Public Domain

Fazit

Das Stockhaus war ein prägnantes Gebäude in Leipzig, das über mehrere Jahrzehnte eine zentrale Rolle als Gefängnis und Wachhaus spielte. Es stand sinnbildlich für eine Zeit, in der städtische Infrastruktur eng mit den Bedürfnissen der Rechtspflege und Sicherheit verknüpft war. Trotz seines Abrisses im frühen 20. Jahrhundert bleibt das Stockhaus ein wichtiger Teil der Leipziger Stadtgeschichte.

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