Wald-Café Connewitz: Eine Leipziger Ausflugsgaststätte mit bewegter Geschichte

5/5 - (1 Bewertungen)

Wald-Café Connewitz: Eine Leipziger Ausflugsgaststätte mit bewegter Geschichte

Das Wald-Café Connewitz war eine beliebte Ausflugsgaststätte im Leipziger Stadtteil Connewitz, die vor allem durch ihre idyllische Lage und den angrenzenden Wald bestach. Es befand sich in unmittelbarer Nähe der Raschwitzer Brücke über die Pleiße und trug die Adresse Koburger Straße 8. Das Café war nicht nur ein beliebter Ort für Spaziergänger und Ausflügler, sondern auch ein kultureller Treffpunkt für Konzerte und Tanzveranstaltungen.

Aquarell des ehemaligen Waldcafés in Leipzig-Connewitz / Public Domain
Aquarell des ehemaligen Waldcafés in Leipzig-Connewitz / Public Domain

Geschichte und Architektur

Das Gebäude des Wald-Cafés wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus errichtet. Besonders auffällig waren die zwei markanten Dachtürmchen, die dem Haus einen einzigartigen Charakter verliehen. Das Café lag direkt am Rand des Connewitzer Holzes, einem großen Waldgebiet im Süden von Leipzig. Hinter dem Gebäude erstreckte sich ein großzügiger Freisitz unter Bäumen, der über einen separaten Zugang vom Wald her erreichbar war. Dieser Bereich diente nicht nur als Außenbereich für Gäste, sondern auch als Veranstaltungsort für Musikkonzerte. Eine Besonderheit des Cafés war zudem die überdachte Tanzfläche, die auf Postkarten aus den 1930er-Jahren mit dem Wald im Hintergrund beworben wurde.

Das Wald-Café war nicht nur mit der Straßenbahn gut zu erreichen, sondern auch auf dem Wasserweg. An der nahe gelegenen Raschwitzer Brücke befand sich eine Bootsanlegestelle, die es Ausflüglern ermöglichte, mit Booten anzulegen und das Café zu besuchen.

Die Koburger Straße in Leipzig um 1905, von der Coburger Brücke aus gesehen / Public Domain
Die Koburger Straße in Leipzig um 1905, von der Coburger Brücke aus gesehen / Public Domain
Der gleiche Blick 2010 / <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leipzig_Koburger_Stra%C3%9Fe.jpg">Martin Geisler</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons
Der gleiche Blick 2010 / Martin Geisler, CC BY-SA 3.0

Nutzung im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs erlebte das Gelände des Wald-Cafés eine traurige Wendung. Es wurde zur Unterbringung von kriegsgefangenen Zwangsarbeitern genutzt, die in der nahegelegenen Connewitzer Maschinen- und Zahnräderfabrik G. E. Reinhardt arbeiteten. Diese Fabrik wurde später in den VEB Fahrzeuggetriebewerke „Joliot Curie“ umgewandelt.

Bei einem Luftangriff auf Leipzig am 20. Februar 1944 wurde das Wald-Café schwer getroffen und weitgehend zerstört. Trotz der Zerstörung wurde nach dem Krieg versucht, den Gastronomiebetrieb notdürftig wieder aufzunehmen. Doch mit dem Bau der vierspurigen Bundesstraße 2 in den späten 1960er-Jahren und der daraus resultierenden Trennung vom Wald war das endgültige Aus für das Wald-Café besiegelt.

Waldzugang zum Waldcafé Leipzig-Connewitz, 1891 / Public Domain
Waldzugang zum Waldcafé Leipzig-Connewitz, 1891 / Public Domain

Heutiger Zustand

Heute sind nur noch spärliche Überreste der Grundmauern des ehemaligen Wald-Cafés zu sehen. Das Grundstück ist stark verwildert, und nur ein paar Mauerreste erinnern an die einst so lebhafte Gaststätte, die über Jahrzehnte hinweg ein beliebtes Ausflugsziel für Leipziger und Touristen war.

Postkarte des Waldcafés Leipzig-Connewitz, 1899 / Public Domain
Postkarte des Waldcafés Leipzig-Connewitz, 1899 / Public Domain

Literarische Erwähnung

Das Wald-Café wird auch in dem Roman Maurice Guest von Henry Handel Richardson erwähnt. Der Roman spielt in den 1890er-Jahren in Leipzig und beschreibt das Wald-Café als einen der Orte, an denen das gesellschaftliche Leben der damaligen Zeit stattfand. Dies unterstreicht die kulturelle Bedeutung des Cafés, das nicht nur ein Ort der Entspannung, sondern auch der Begegnung war.

Fazit

Das Wald-Café Connewitz war über viele Jahre hinweg ein Ort, der die Menschen Leipzigs anzog, ihnen Entspannung und Unterhaltung bot und als Treffpunkt für Konzerte und Tanzveranstaltungen diente. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und der Ausbau der Infrastruktur in den 1960er-Jahren führten letztlich zu seinem Ende. Heute erinnern nur noch wenige Überreste an die glanzvollen Tage dieses Ausflugslokals.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert