Das Siegesdenkmal in Leipzig: Ein symbolträchtiges Monument der Kaiserzeit
Einleitung
Das Siegesdenkmal in Leipzig war ein bedeutendes Denkmal, das an den deutschen Sieg im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erinnerte. Es stand von 1888 bis 1946 auf dem Leipziger Markt und war ein markantes Symbol des deutschen Kaiserreichs. Obwohl es den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstand, wurde es 1946 als „Versinnbildlichung des Militarismus“ abgerissen.
Geschichte
Entstehung und Einweihung
Das Siegesdenkmal wurde nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Rudolf Siemering geschaffen. Die Hauptfigur, eine Darstellung der Germania, wurde in Braunschweig von Hermann Howaldt aus Kupfer getrieben, während die anderen Figuren in Berlin und Lauchhammer aus Bronze gegossen wurden.
Die Finanzierung des Denkmals, das insgesamt 46.409 Goldmark kostete, erfolgte aus dem Nachlass des Leipziger Stifters Franz Dominic Grassi. Grassi hatte ein Stiftungskapital hinterlassen, das zur Förderung der Künste in Leipzig verwendet werden sollte.
Am 18. August 1888, dem Jahrestag der Schlacht bei Gravelotte, wurde das Denkmal feierlich eingeweiht. Bei der Zeremonie waren hochrangige Persönlichkeiten wie der damalige König von Sachsen, Albert von Sachsen, und Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke anwesend. Die Festrede hielt der Leipziger Oberbürgermeister Otto Georgi.
Zerstörung und Abriss
Obwohl das Denkmal den Zweiten Weltkrieg und die Metallspendenaktionen für die Rüstungsindustrie überstand, wurde es 1946 auf Antrag der SPD-Leipzig abgebaut und eingeschmolzen. Dies geschah unter der Federführung des Stadtbaurats Beyer (SPD) und ohne das Wissen der sowjetischen Kommandantur. Das Denkmal galt damals als Symbol des Militarismus und sollte aus dem Stadtbild entfernt werden. Ein Granitblock des Sockels wurde später für das Heinrich-Heine-Denkmal im Garten des Volkshauses verwendet, der Verbleib der übrigen Blöcke ist unklar.
Baudetails
Architektur und Gestaltung
Das Siegesdenkmal stand auf einem sechs Meter hohen Sockel aus dunkelgrünem Granit, der sich nach oben hin verjüngte und einen quadratischen Grundriss hatte. Die Südseite des Denkmals war von einer überlebensgroßen Statue des Deutschen Kaisers Wilhelm I. dominiert. Wilhelm I. war unter einer Kaiserkrone sitzend dargestellt, mit Lorbeer bekränzt und in majestätischer Haltung das Schwert und den Reichsapfel haltend.
An den vier Ecken des Denkmals standen bronzene Reiterstatuen, die bedeutende Persönlichkeiten des Kaiserreichs darstellten: Kaiser Friedrich III., König Albert von Sachsen, Fürst Otto von Bismarck und Feldmarschall Helmuth von Moltke. Um diese Reiterstatuen herum gruppierten sich acht Fahnenträger verschiedener Armeeteile, die die Vielfalt des deutschen Reiches repräsentierten.
Über dem Sockel erhob sich die 3,80 Meter hohe Figur der Germania, die nach Süden blickte. In einem langen, herabwallenden Mantel gekleidet, trug sie einen Flügelhelm und hielt in der rechten Hand ein Schwert als Symbol für den Frieden, während sie sich mit der linken Hand auf einen Adlerschild stützte.
Inschriften und Symbolik
Das Denkmal trug drei Bronzetafeln mit Inschriften, die den patriotischen Geist der Zeit widerspiegelten:
- Ostseite: „Unsrer Väter heißes Sehnen, Deutschlands Einheit ist erstritten.“
- Nordseite: „Unsre Brüder haben freudig für das Reich den Tod erlitten.“
- Westseite: „Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Errungnes festzuhalten.“
Diese Inschriften sollten den heldenhaften Einsatz der deutschen Soldaten und die Wichtigkeit des Erhalts der deutschen Einheit und Freiheit betonen.
Fazit
Das Siegesdenkmal in Leipzig war ein prächtiges und bedeutendes Monument, das an die Siege des Kaiserreichs und den Zusammenhalt der Nation erinnerte. Es stand nicht nur für die militärischen Erfolge Deutschlands, sondern auch für die nationalistische Stimmung der Zeit. Mit seiner Zerstörung 1946 verschwand ein bedeutendes Stück Leipziger Geschichte, das bis heute in Erinnerung bleibt.