Die HO-Gaststätte „Sachsenhaus“ in Leipzig: Eine zentrale Ausbildungsstätte der DDR-Gastronomie
Standort und Bedeutung
Die HO-Gaststätte „Sachsenhaus“ befand sich in der Katharinenstraße Nr. 10/12, gegenüber der historischen „Alten Waage“ in Leipzig. Ab den 1950er Jahren entwickelte sich das „Sachsenhaus“ zur zentralen Lehrgaststätte für Köche und Kellner in der Stadt und prägte das gastronomische Ausbildungswesen der DDR.
Historische Entwicklung der Katharinenstraße
Vor dem Zweiten Weltkrieg galt die Katharinenstraße als eine der prächtigsten Straßen Leipzigs, gesäumt von beeindruckenden Barock- und Renaissancebauten. Die elegante Bebauung verlieh der Straße ihren besonderen Charme und zog nicht nur Handel, sondern auch eine Vielzahl von Restaurants und Kaffeehäusern an. Diese prosperierende Gastronomieszene profitierte von der Nähe zum Marktplatz und dem Alten Rathaus.
Bereits im 18. Jahrhundert wurde das Zimmermannsche Kaffeehaus, in dem Johann Sebastian Bach auftrat, für seine Eleganz gerühmt. Die Katharinenstraße war ein gesellschaftliches Zentrum, in dem Politik und Kultur Hand in Hand gingen. Bekannte Gasthäuser und Konditoreien, wie das Perner Kabarett oder die Konditorei Seyfferth, verliehen der Straße über die Jahrhunderte hinweg einen besonderen Glanz.
Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs
Die Katharinenstraße wurde durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört, besonders die architektonisch beeindruckende östliche Seite. Eines der wenigen Gebäude, das die Angriffe überstand, war die Gaststätte Münchner Hofbräu in der Hausnummer 12. Nach dem Krieg wandelte sich das Münchner Hofbräu in die HO-Gaststätte „Sachsenhaus“ um, die nun unter den Bedingungen der sozialistischen Planwirtschaft betrieben wurde.
Das „Sachsenhaus“ als Ausbildungsstätte
Die Innenausstattung des „Sachsenhauses“ entsprach dem typischen Stil der 1950er Jahre, mit Pastelltönen und Möbeln, die die Zeit widerspiegelten. Trotz der schlichten Bedingungen wurde das „Sachsenhaus“ zu einem wichtigen Ort für die Ausbildung von Köchen und Kellnern in Leipzig. Die Gaststätte konnte auf das kulinarische Erbe der Stadt zurückgreifen und bot unter der Leitung international ausgezeichneter Küchenmeister eine qualitativ hochwertige Ausbildung an.
Der Niedergang und Abriss
Anfang der 1970er Jahre musste das letzte Gebäude auf der östlichen Seite der Katharinenstraße, einschließlich der HO-Gaststätte „Sachsenhaus“, der neuen Bebauung weichen. Damit endete die Ära dieser zentralen Ausbildungsstätte. Die DDR-Gastronomie, die bis in die 1970er Jahre hinein einen hohen Stellenwert hatte, konnte aufgrund von Rohstoffmangel in den 1980er Jahren nicht mehr mit den westlichen Ländern mithalten. Besonders frische Produkte aus Frankreich und Italien waren knapp, was die Entwicklung der Haute Cuisine in Ostdeutschland stark behinderte.
Fazit
Die einstige Pracht der Katharinenstraße und das gastronomische Flair, das sie prägte, sind heute weitgehend verschwunden. Das „Sachsenhaus“, einst ein Symbol für die gastronomische Ausbildung in Leipzig, ist nur noch eine Erinnerung an eine vergangene Ära, als die Stadt ein Zentrum der Kulinarik war. Die östliche Seite der Katharinenstraße präsentiert heute ein modernes Gesicht, das kaum noch an die glanzvolle Vergangenheit erinnert.