Hôtel de Prusse (Preußischer Hof): Geschichte eines Leipziger Traditionshauses
Das Hôtel de Prusse, später unter dem Namen Preußischer Hof bekannt, war ein bedeutendes Hotel in Leipzig, das von 1805 bis 1921 bestand. Seinen Namen verdankte es einem früheren Aufenthalt der preußischen Königswitwe.
Lage
Das Hôtel de Prusse befand sich am Roßplatz, mit der Hausnummer 7. Direkt daneben lag das Haus Churfürst an der Nummer 8, getrennt durch das Schrötergäßchen, welches nach einem früheren Besitzer des Vorgängergebäudes benannt war. Um das Jahr 1880 wurde das Schrötergäßchen zur Kurprinzstraße erweitert, wodurch das Hotel die Adresse Kurprinzstraße 2 erhielt. Seit 1950 trägt die Straße den Namen Grünewaldstraße.
Gründung und frühe Jahre
Im Jahr 1720 eröffnete der Weinhändler Johann Martin Hemm auf dem Grundstück das Gasthaus Goldener Helm, das sich bald als eines der vornehmsten Häuser in Leipzig etablierte. Während des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude mehrfach umgebaut und wechselte den Namen, bevor es 1805 schließlich zum Hôtel de Prusse wurde.
Das Hotel war als Vierseitanlage konzipiert, die um einen Innenhof herum angelegt war. Zur Rückseite hin erstreckte sich ein großzügiger Garten. Der zur Roßplatz gewandte dreigeschossige Flügel war fünfzehn Fensterachsen breit, wobei die mittleren fünf Fenster ein Zwerchhaus bildeten, auf dem der preußische Adler in einem Rundbogen prangte. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Zwerchhaus mitsamt den benachbarten Dachgauben zu einem dritten Obergeschoss ausgebaut.
Prominente Gäste und historische Ereignisse
Im Laufe seiner Geschichte beherbergte das Hôtel de Prusse zahlreiche prominente Gäste. So übernachtete beispielsweise der französische General Louis-Nicolas Davout im Oktober 1806 auf seinem Marsch nach der siegreichen Schlacht von Auerstedt im Hotel. Im Jahr 1808 nahm der russische Zar Alexander I. während einer Reise nach Erfurt ebenfalls hier Quartier, bevor er sich mit Napoleon traf. Am 4. Dezember 1812 hielt sich Napoleon selbst für einige Stunden im Hotel auf, als er sich auf dem Rückzug aus Russland befand.
Ein besonders tragisches Ereignis in der Geschichte des Hotels war das sogenannte Leipziger Gemetzel vom 12. August 1845. Der sächsische Prinz und spätere König Johann gab den Befehl, mit Waffengewalt gegen Demonstranten vor dem Hotel vorzugehen, wobei acht Menschen ums Leben kamen.
Umbau und Umbenennung
Im Jahr 1882 wurde das ursprüngliche Gebäude abgerissen und bis 1883 im Stil des Historismus neu errichtet. Aufgrund der Erweiterung der Kurprinzenstraße musste die neue Fassade jedoch schmaler ausfallen. Das Hotel blieb weiterhin ein zentraler Ort in Leipzig, und im Saal des Hauses wurde am 19. Oktober 1913 die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gegründet.
Während des Ersten Weltkriegs wurde der französische Name des Hotels als unpassend empfunden, und so wurde es 1915 in Hotel Preußischer Hof umbenannt.
Schließung und Zerstörung
Im Jahr 1921 wurde der Hotelbetrieb endgültig eingestellt, und das Gebäude wurde in ein Wohnhaus umgewandelt. Zwei Säle blieben erhalten und dienten fortan als Vergnügungsstätten, darunter das Kabarett Eden und der Arkadia-Tanzpalast.
Das Hôtel de Prusse wurde 1945 während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bis heute ist das Gelände unbebaut und erinnert an ein bedeutendes Stück Leipziger Hotelgeschichte.