Zum Mariengarten: Die historische Leipziger Gaststätte und die Gründung des DFB
Die Gaststätte Zum Mariengarten, auch einfach als Mariengarten bekannt, war ein bedeutender Ort in Leipzigs Geschichte. Sie ist vor allem durch die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Jahr 1900 berühmt geworden.
Lage und Architektur
Die Gaststätte befand sich in der Ostvorstadt Leipzigs, genauer in der Karlstraße 10 (seit 2001 Büttnerstraße). Diese Straße lag in der Nähe des ehemaligen Hinter- oder Tauchaer Tores, einem der äußeren Stadttore Leipzigs. Der Name „Mariengarten“ könnte sich auf die Marienstadt, einen Teil der Ostvorstadt, beziehen.
Das Gebäude selbst wurde im Stil des Barocks errichtet. Es war zweistöckig und besaß ein markantes Mansardwalmdach. Die Schmalseite zur Straße hin war mit drei Fensterachsen relativ schmal gehalten, während die Breitseite mit elf Fensterachsen und einem zentralen Zwerchhaus deutlich beeindruckender war. Vor dem Gebäude erstreckte sich ein großer, gastronomisch genutzter Garten, der von Arkaden umgeben war und den Gästen eine angenehme Atmosphäre bot.
Geschichte des Gebäudes
Das Gebäude wurde um 1750 erbaut und diente zunächst als privater Wohnsitz. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es im Besitz des Juristen Christian Gottfried Hillig († 1844) und wurde als Hilligs Villa bezeichnet. Hillig war ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Nach seinem Tod wurde seine umfangreiche Kunstsammlung, die 1251 Werke umfasste, 1845 versteigert.
Im Jahr 1867 wurde das Haus schließlich in ein Restaurant mit einem großen Biergarten umgebaut. Damit begann eine neue Ära als beliebter Treffpunkt der Leipziger Gesellschaft. Doch das wichtigste Ereignis in der Geschichte des Mariengartens fand am 28. Januar 1900 statt, als hier der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegründet wurde.
Gründung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB)
Am 28. Januar 1900 versammelten sich im Restaurant Zum Mariengarten 36 Teilnehmer, die insgesamt 86 deutsche Fußballvereine repräsentierten, um den ersten „Allgemeinen Deutschen Fußballtag“ abzuhalten. Die Gründung des DFB war das Hauptziel dieser Versammlung, um die bis dahin entstandenen Fußballverbände und -vereine in Deutschland unter einem Dachverband zu vereinen. Es sollte ein einheitliches Regelwerk geschaffen und die Durchführung von nationalen Meisterschaften sowie internationalen Begegnungen ermöglicht werden.
Der Anstoß zur Gründung kam von Johannes Kirmse (1876–1930), dem damaligen Vorsitzenden des Verbands Leipziger Ballspiel-Vereine. Kirmse hatte per Annonce in den „Deutschen Sportnachrichten“ zur Gründungsversammlung nach Leipzig eingeladen.
Auch Oskar Büttner (1870–1945), ein Vertreter des Leipziger BC 1893, nahm an der Versammlung teil und wurde in den Vorstand des DFB gewählt. Als im Jahr 2001 die Karlstraße umbenannt wurde, wählte man den Namen Büttnerstraße, um ihn zu ehren.
Abriss und Nachnutzung
Im Jahr 1913 wurde das Restaurant Zum Mariengarten abgerissen. Im folgenden Jahr wurde an dieser Stelle das Hofmeister-Haus errichtet, das damals als Betriebsgebäude des Friedrich Hofmeister Musikverlags diente. Heute (Stand 2024) ist das Gebäude ein Wohn- und Geschäftshaus.
Eine Gedenktafel, die im Januar 2000 von der Stadt Leipzig und dem DFB angebracht wurde, erinnert an die Gründung des DFB im Restaurant Zum Mariengarten.
Bedeutung der Gründungsversammlung
Die Gründungsversammlung des Deutschen Fußball-Bundes im Mariengarten war ein Meilenstein in der Geschichte des deutschen Fußballs. Mit der Gründung des DFB wurde eine Struktur geschaffen, die es ermöglichte, den Fußball in Deutschland zu organisieren und zu professionalisieren. Heute ist der DFB der weltweit größte Einzelsportverband.
Das Restaurant Zum Mariengarten und seine Rolle in der Entstehung des DFB bleibt ein fester Bestandteil der Leipziger Geschichte und des deutschen Fußballs.