Großbosischer Garten
Der Großbosische Garten (auch: Großbosescher Garten) war der älteste der berühmten Barockgärten der Stadt Leipzig.
Caspar Bose besuchte die französische Schule in Leiden und unternahm mehrere Bildungsreisen durch Frankreich, Italien und die Niederlande. Er lernte auf seinen Reisen die französische Gartenbaukunst kennen und führte in der Folge einen intensiven Briefwechsel mit namhaften europäischen Gelehrten zur Gartenkunst und zur Pflanzenzüchtung. 1685 beauftragte er den Mathematiker und Architekten Leonhard Christoph Sturm (1669–1719) mit dem Gestalten einer Gartenanlage.
Im Lusthaus des Gartens versammelte der Ratsherr Caspar Bose Gesellschaften und er lud Honoratioren und angesehene Bürger der Stadt zu Veranstaltungen ein. Ebenso gestattete er (zu bestimmten Zeiten) dem „einfachen Mann“ und den vielen Messegästen der Stadt einen Besuch des nach französischem Vorbild gestalteten Barockgartens. Der Großbosische Garten diente August den Starken mit seiner anspruchsvollen architektonischen Gestaltung, der vielfältigen Pflanzenwelt und der Einbindung des gesellschaftlichen Lebens in das Ensemble zum Vorbild für die Errichtung des Dresdner Zwingers.
Nach Caspar Boses Tod (1700) vergrößerten seine Erben die Gartenanlage und bauten sie aus. Der, in der Fachwelt einen sehr guten Ruf genießende und seit 1684 im Großbosischen Garten arbeitende, Gärtner Elias Peine betreute die Anlage weiterhin. Er zeichnete den ersten Gartenplan und gab deutsche Verzeichnisse der Pflanzensammlungen des Großbosischen Gartens heraus. Allerdings konnten die Nachkommen Boses die aufwendige Anlage nur noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts finanzieren. Die Anlage verfiel schließlich um 1800 und Johanna Eleonore Bose verkaufte 1824 die letzten Grundstücke der einst berühmten Barockanlage.
Der Buchhändler Carl August Reimer († 1858) verwendete um 1835 das Gelände als Nutzgarten und vermietete Parzellen an viele Leipziger Familien. Außerdem befand sich auf dem Terrain des ehemaligen Großbosischen Gartens das Privattheater „Thalia“ der Leipziger Buchdrucker. Um 1843/44 wurden die Königsstraße (seit 1947 Goldschmidtstraße), die Lindenstraße (seit 2001 „An der Verfassungslinde“), die Rossstrasse (seit 2001 Auguste-Schmidt-Straße) und die Bosenstraße (seit 1870 Nürnberger Straße) angelegt und mit der Bebauung des Geländes begonnen. Von dem ehemaligen Barockgarten blieb nichts mehr erhalten.